Steine essen

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wilde hummel 1 Avatar

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Das nackte Überleben in einer Zeit der langen Hungersnot in Irland. 1945 blieb die Ernte aus; die Felder leer und leer auch die Mägen der einfachen Bevölkerung. Paul Lynch hat einen sehr irischen Roman geschrieben, in welchem sowohl die irische Mythologie, der damalige Aberglauben der Menschen und der gnadenlose Überlebenskampf in einen spannenden Roman eingewoben wurden. Grace wird mit 14 Jahren geschoren und als Junge verkleidet von der Mutter in die Welt geschickt, in der Hoffnung, dort auf sich selbst gestellt zu überleben. Ihr Bruder Colly ist bei ihr, wenngleich auch nur in ihrem Kopf, der ihr als Stimme immer wieder zuredet, Tipps gibt und ihr die Einsamkeit besser ertragen lässt. Grace geht über dürre Felder, durchwandert das Elend, sieht den Überlebenskampf der Hungernden und das Überschreiten von Grenzen und Regeln. Großherzigkeit und Mitleid sind rar geworden, wenn die Bettelnden zu viele sind und dennoch gibt es Szenen der Hoffnung und der Menschlichkeit. Paul Lynch hat einen sehr eigenen Sprachstil, der oft bildhaft, mystisch und durchsetzt ist mit Wortschöpfungen, auf die man sich einlassen muss, manchmal zweimal lesen, um die Aussage zu begreifen. In langen Passagen oft die Wiederholung von ein düsteren Bildern, Kälte und karger Landschaft. Aber als historischer Roman über die große Hungerskatastrophe in Irland ein lesenswertes Buch, gerade auch für uns satte Menschen, die wir Hunger kaum kennen.