Mutter-Tochter-Road Trip mit Tiefe

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stephi19 Avatar

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Der Roman „Graceland“ von Kristen Mei Chase liest sich zunächst wie ein humorvoller Road Trip einer Tochter, Grace, mit ihrer Mutter Loralynn, aber er ist noch sehr viel mehr.
Auf dem Trip soll es nach Graceland gehen, denn Loralynn ist ein großer Elvis-Fan und nach ihrer erneuten Krebsdiagnose möchte sie sich ihren Lebenstraum erfüllen. Die Fahrt entwickelt sich immer mehr zu einem Abarbeiten einer Bucket List und Mutter und Tochter kommen sich nach Jahren der Entfremdung wieder näher. Die verschiedenen Stationen ihrer Reise helfen Grace dabei, die Entscheidungen und das Verhalten ihrer Mutter besser zu verstehen und ihr zu verzeihen. Dabei lernt sie auch sich selbst besser kennen und versteht ihre Ängste und die daraus erwachsenen Entscheidungen der Gegenwart und erhält somit die Möglichkeit auf ein selbstbestimmteres Leben.
Die Autorin beschreibt die Reise auf eine leichte und humorvolle Art, aber auch die Gewalt, die Grace und Loralynn erleben mussten und welche Auswirkungen sie auf ihre Lebensentscheidungen hat. Kristen Mei Chase schafft es anschaulich, den Lesenden die inneren Kämpfe der Protagonistin Grace zu vermitteln und Anteil an ihrem Prozess zu nehmen, dabei immer unterhaltsam und authentisch. Ich habe während des Lesens sowohl lachen als auch weinen müssen, weil ich so mit den Figuren mitgefühlt habe.
Die verlorene und neu gewonnene Liebesbeziehung von Grace werden am Rande thematisiert, neben dem Mutter-Tochter-Konflikt hätte ich das nicht gebraucht. Da mir Grace aber im Leseprozess ans Herz gewachsen ist, freue ich mich über die Entwicklung ihres Liebeslebens.
Vor dem Lesen hätte ich gerne gewusst, dass Alkoholismus und Häusliche Gewalt thematisiert werden, zumal diese Thematiken in einem Zusammenhang zu den Vorwürfen gegenüber Elvis Presley stehen.