Tolle Familiengeschichte aus dem Leben!

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Als Grace Mom Loralynn sie darum bittet, ihr ihren Traum zu erfüllen und zu ihrem 70. Geburtstag nach Graceland zu Elvis Anwesen zu fahren, hält Grace ihre Mutter für verrückt. Nach so vielen Jahren des minimalen Kontakts, sollte sie jetzt über 1000km mit ihrer Mutter in einem Auto verbringen? Nein, danke. Nachdem Leben sich allerdings schlagartig verändert und sie nicht weiß wohin mit sich, entschließt sie sich der Bitte ihrer Mutter zu folgen. Und damit beginnt nicht nur ihre Reise nach Graceland, sondern gleichzeitig auch eine Reise in die Vergangenheit einer Familie, die viel durchmachen musste.

Das Buch hat mich allein wegen des Covers schon zu Beginn gecatcht. Es hat für mich - aufgrund der Farbkombination und des Farbverlaufs - einen leicht nostalgischen Einschlag, welcher zusammen mit dem Untertitel "Die Geschichte eines Sommers" eine vielversprechende Lektüre mit aufkommendem Sommergefühl in Aussicht stellt.

Es war definitiv kein Stimmungsbuch für mich. Das typische Sommergefühl und die damit einhergehende Leichtigkeit ist hier nicht zu finden. Das kann man sich allerdings anhand der Geschichte und des Klappentextes vielleicht schon denken. Nichtsdestotrotz, hat das dem Buch überhaupt keinen Abbruch getan.

Ich habe mich anfangs schwer getan mich in den Stil des Buchs einzufinden und mich mit den Figuren anzufreunden. Das lag vermutlich daran, dass Grace anfangs sehr kühl und unnahbar wirkt in ihrer Person. Mit der Zeit wird allerdings klar, dass sie einfach stark vorbelastet ist, was u.a. an ihrer Kindheit und den damit verbundenen Hürden in ihrem Leben zu tun hat. Und das war meiner Meinung nach eine sehr sehr authentische Darstellung ihrer Person. Man kennt es aus dem Leben. Es gibt immer Menschen, die auf den ersten Blick ganz anders wirken, als sie wirklich sind, wo man mit der Zeit merkt, dass hinter der Fassade einfach sehr viel mehr steckt.

Ähnlich war es auch mit Loralynn, Grace Mutter. Mit ihrer schrillen absurden Art (die anfangs auch sehr gewöhnungsbedürftig war) wirkt sie einfach unbelehrbar und ein wenig oberflächlich. Anhand der Schilderungen von Grace ist man ihr gegenüber auch eher wütend als wohlwollend und fragt sich ob sie sich ihrer Mutterrolle überhaupt jemals bewusst war. Schnell wird jedoch deutlich, dass auch Loralynn ihre eigenen Geister verfolgen und sie nicht die ist, für die man sie anfangs hält.

Als Leser erlebt man das Kennenlernen der beiden live mit und merkt wie sich das eigene Empfinden mit dem der beiden Protagonistinnen verändert. Man lacht, man weint, man hat Gänsehaut. Und vor allem entwickelt man Empathie für diese zwei Menschen, die ein sehr bewegtes Leben hatten und erst im Alter den Mut dazu haben sich gegenseitig ein wenig mehr verstehen zu wollen.

Jeder der Familie hat wird diese Geschichte fühlen und einfach so viel daraus ziehen können. Man merkt wie vielschichtig Menschen sind und das eindimensionale Betrachtungen einfach immer fehlschlagen und zu wenig sind. Ich mochte auch, dass es nicht nur um deren individuelle Geschichte ging sondern auch immer wieder größere Themen wie Rassismus ihren Platz gefunden haben.

Ich persönlich hätte mir jedoch noch mehr Interaktion und noch mehr Gespräch zwischen den beiden gewünscht. Ich glaube, dass das was sie erlebt haben schwer ist und das Buch dementsprechend ein bisschen mehr Tiefe gut hätte vertragen können. Andererseits ist das vielleicht manchmal das Leben. Menschen sind nicht perfekt und nicht alles wird bis aufs Kleinste ausgesprochen.

So oder so, eine Leseempfehlung von mir!