Großartiger Grenzfall!

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Es ist wieder so weit: Ein neuer Grenzfall von Anna Schneider steht in den Buchläden. Tatsächlich vergeht bis zum Erscheinen des nächsten Bandes immer ein ganzes Jahr, in der Story jedoch sind es nur wenige Tage, was ich manchmal vergesse. Wichtig ist bei dieser Reihe, dass die Krimis in der richtigen Reihenfolge gelesen werden wollten, da sie aufeinander aufbauen.

Wir erinnern uns: Band 3 “In der Stille des Waldes” endet mit einem richtig fiesen Cliffhanger und genau an dieser Stelle steigt nun auch “In den Tiefen der Schuld” wieder ein. Krammers Partnerin Roza Szabo ist verschwunden und ihre Innsbrucker Wohnung sieht nach einem Tatort aus. Der österreichische Polizist ist darüber so geschockt, dass er zunächst kaum klar handelt kann. Zum Glück behält Alexa Jahn, die spontan herbeigeeilt kommt, die Nerven und setzt winzige Puzzleteile zusammen, um zunächst überhaupt einmal eine Spur aufnehmen zu können. Von Rozas Unschuld sind alle überzeugt, aber wovor ist sie auf der Flucht? Und warum führt ihre Spur ausgerechnet nach Deutschland zum Walchensee?

Der neue Grenzfall startet sofort durch, die Ermittlungsarbeiten sind interessant und vielfältig, und das Krimipuzzle ist zunächst so riesig, dass es eine Weile braucht, bis auch der Leser sich auf eine Spur setzen und miträtseln kann. Besonders interessant fand ich dieses Mal die eigentlich für Thriller typische “Stimme aus dem Off”, die zwischenzeitlich eingestreut oft die Täterperspektive darstellt und mich meist zutiefst langweilt, weil sich die Zusammenhänge sowieso immer erst am Ende ergeben. Ganz anders aber dieses Mal! Diese Erzählstimme einer Frau ist so spannend, dass ich am liebsten alle kursiv gedruckten Kapitel direkt hintereinander lesen wollte. (Hab ich natürlich nicht gemacht.)

Einziger Wermutstropfen war im ersten Drittel ein sehr unleidlicher, durchgehend “grantelnder” (ich konnte es irgendwann nicht mehr hören) Krammer, der mir etwas auf die Nerven ging. Auch die komplizierte Vater-Tochter-Beziehung hat mich immer wieder ausgebremst und ich war sehr, sehr froh als das endlich mal geklärt war und sich die beiden wieder auf die Suche nach Roza und ihrer Vergangenheit konzentrieren konnten. Wobei mir natürlich klar ist, dass auch das für den Fortgang der Hauptstory der Grenzfälle dazugehört. Wo blieben sonst Entwicklung und Tiefgang?!

Der Kriminalfall an sich hat mir spitzenmäßig gefallen. Sehr viele Fäden, die es zu entwirren galt, Puzzelteile, die ihren Platz finden mussten und am Ende eine zufriedenstellende Auflösung. So muss ein Krimi sein! Wie schön, dass bereits weitere Bände in Vorbereitung sind. Anna Schneiders Grenzfälle sind ein Muss für jeden Krimifan!

© Tintenhain