Spannende Unterhaltung? – Grenzwertig!

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isleofharris Avatar

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Das Buchcover ist durch die abgebildeten Motive einer einsamen Hütte, zu der ein Steg über das Wasser eines Sees führt und einem leeren Holzboot sowie der Farbgebung, die auf die Tageszeit beginnende Dämmerung oder Tagesanbruch schließen lässt, darauf ausgelegt, die düstere und trübe Atmosphäre und ein mysteriöses Setting zu vermitteln, das mit der Handlung des Buches verbunden ist.

Im vierten Teil der Serie sieht sich Chefinspektor Krammer mit einer männlichen Leiche konfrontiert, die in der Wohnung seiner verschwundenen Kollegin Szabo in Innsbruck aufgefunden wird. Die Leiche trägt eine Tauchermaske und ist bizarr in Szene gesetzt. Zudem taucht der ominöse Name „Krisztina“ auf. Da die Maske auf den Walchensee in Deutschland hinweist, erhält er bei den kniffligen Kriminalermittlungen Unterstützung durch die Oberkommissarin Alexa Jahn und ihres Kollegen Huber aus Weilheim. Alexa ist die Tochter des Chefinspektors, die sich länderübergreifend in die Kriminalermittlungen im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Österreich einschaltet.

Der Spannungsbogen, der durch den Fund der männlichen Leiche bereits am Beginn des Kriminalromans aufgebaut wird, flacht im Fortgang ab. Obwohl sich die gemeinsamen Ermittlungen in alle Richtungen erstrecken, kommt man nicht wirklich weiter. Es wird sowohl an der Identifizierung der männlichen Leiche als auch an dem Verschwinden der Ermittlerin Szabo gearbeitet. Hier kam durch langatmige Schilderungen, diverse Hypothesen und unaufgeregte Ermittlungen Langeweile auf, so dass ich fast geneigt war, den Krimi nicht mehr weiterzulesen.

Die Beschreibung der Charaktere bleibt an der Oberfläche und die Figuren sind unscharf gezeichnet, so dass man sich nur schwerlich in sie hineinversetzen kann. Hier hätte ich mir mehr psychologische Tiefe gewünscht. Auch bleiben die Beschreibungen der Landschaft und der Umgebung auf das Wesentliche beschränkt. Positiv zu erwähnen, ist die Wahl der Grenzregion Deutschland-Österreich als Setting, das zur Einzigartigkeit des Krimis beiträgt. Ferner wird im Fortlauf des Plots an manchen Stellen auf die vorangegangen Bände Bezug genommen. Wenn man diese jedoch nicht kennt, führt dies beim Leser zur Desorientierung. Weitergehende Erklärungen bzw. Hinweise wären hier angebracht gewesen.

Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich. Die kurzen Kapitel enthalten mehrere Kapitel in kursiver Schrift, die in der Ich-Person von einer Frau namens „Krisztina“ erzählt werden und deren Schicksal mit dem gegenwärtigen Fall in Verbindung steht. Lediglich an diesen Stellen wird das Interesse des Lesers wieder etwas geweckt, da man sich durch den Bewusstseinsstrom sehr gut in die Figur hineinversetzen kann und neugierig auf den Zusammenhang mit dem aktuellen Fall wird. Eine unvorhersehbare und überraschende Wendung am Ende des Krimis lässt den Leser versöhnt zurück.

Fazit: Der Kriminalroman bzw. die Serie „Grenzfall“ hat sicherlich Fans und wird weitere begeisterte Leser finden. Meine Erwartungen wurden leider nicht getroffen. Die Spannung wurde nicht konstant aufrechterhalten, so dass das Lesen weniger unterhaltend war und mich nicht in den Bann zu ziehen vermochte. Die Entwicklung der Handlung war schwerfällig, gemächlich und wurde getragen von flachen Charakteren. Die überraschende Wendung am Schluss hat den Plot dann geringfügig bereichert und mich zumindest etwas zufriedengestellt.