'Brüderchen komm tanz mit mir...!'

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constanze_pachner Avatar

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"Greta und Jannis waren Nachbarskinder. Als Jannis Greta schüchtern fragte, ob er ihr Bruder sein darf, war sie einverstanden. Jahre später küsst sie ihn mitten auf den Mund. Sie verlieben sich wie naturgewollt - und dürfen doch kein Liebespaar sein. Ein Geheimnis ihrer Familien, ein Geröllfeld, bald ein ganzer Gebirgszug liegt zwischen ihnen. Während Jannis in der Stadt bleibt, zieht sich Greta ins letzte Dorf im Gebirge zurück, wo vieles anders ist, als es scheint. (Klappentext)

Zweifelsohne schwelgt die Autorin Sarah Kuratle in einer magischen Hemisphäre der Sprachkunst. Ihre Satzkonstruktionen sind in ihrer Verzwicktheit mit melodischer Eleganz bekleidet, die eine fundierte Wortbedachtheit zu Tage bringt.
Nur, wo ist die Seele in diesem ganzen Konstruktionsspiel versteckt? Mein Gefühlsgehalt als Leser konnte sie leider nicht ausfindig machen.
Zuerst wurde ich durch eine stimmungsvoll beschriebene Landschaft geführt, um auf meiner Suche - kläglich scheiternd - über die Brotkrümel von 'Hänsel und Gretel' zu stolpern. Welch eine Klischeekonstruktion?!
Guten Mutes zog ich weiter, und begegnete dem nächsten Stolperstein, der mich vollends zu Fall brachte: der verliebte Junge sowie das verliebte Mädchen erfahren, oh nein, oh nein, wir sind Brüderlein und Schwesterlein. Ein für mich in dieser uninnovativen, auf Märchen gemachten Form schon lange auserzähltes Szenario. Langeweile zog mich vollends in seinen Abgrund, immer wieder hatte ich diese alten, schon lange da gewesenen Motive im Kopf, die sich irgendwie nicht mit frischem Wind füllen konnten.
Schade, denn die Sprache glänzt, aber manchmal ist vielleicht für die Seele einer Geschichte weniger mehr.