Hinter der Wand der Sprache

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merkurina Avatar

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Ja, dieses Buch ist ein Sprachkunstwerk. Fast unentschieden zwischen Prosa und Lyrik ist ein ziemlich außergewöhnlicher Text entstanden. Der mäandernd eine Art (sic!) Familiengeschichte in einem ganz abgelegenen Dorf (dem letzten) in den Bergen umkreist, umspielt, vergeheimnisst durch und durch.
Was es mit der verbotenen Liebe zwischen den titelgebenden Greta und Jannis auf sich hat, wird eigentlich ziemlich nahegelegt. Das Tabu, das Erschrecken über das (Übertreten des) Tabu(s), die langsame, lebensbegleitende Trauer ... ich denke, diese Motive kann man sich erschließen. Und es ist schon große Kunst, das eigentliche Thema des Tabus in diesem hinterletzten Dorf (!) keineswegs explizit auszusprechen. Und die lyrisch eingefangenen Gefühle, Tapferkeiten, Wagnisse der verbotenen Liebe, lassen gleichzeitig alles mitschwingen was jeder "verbotenen" Liebe ever innewohnt.
Dazwischen indes viel Vages, Vergeheimnissendes, Verkünstelndes - denn da wird das Kunst!werk ein wenig aufdringlich zum Teil - über die Welt in den Bergen, ganz hinten. Und manchmal ist der Lesefluss doch arg durch die Mäander verlangsamt und erschwert.
Allein schon mit dem Untertitel "Vor acht oder in einhundert Jahren", der durchaus zu dieser sowohl archaischen (was die soziale Kommunikation betrifft) als auch zeitlosen (was die urmenschlichen, fundamentalen Gefühle betrifft) Romanwelt passt, hat mich "Greta und Jannis" sorfort an "Miroloi" von Karen Köhler erinnert. Wobei Köhlers Sprachgedicht härter und deutlicher zur Sache geht, sprachlich wie inhaltlich.
"Greta und Jannis" finde ich als Titel etwas sehr flügellahm, ehrlich gesagt. Und irgendetwas hat mich beim Lesen auch manchmal genervt, vielleicht fand ich dann den Text zu sehr mit sich selbst korrespondierend, in sich selbst verliebt. Und dem Verstehen manchmal entzogen, jedenfalls dem einer typischen Romanleserin. Etwas Besonderes ist er gleichwohl.