Sehnsucht, Natur und ein Hauch von Magie

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romy_abroad Avatar

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Greta und Jannis wachsen als Nachbarskinder in einem Dorf mitten in den Bergen auf. Dort gibt es aus Sicht der Städter nicht viel; nur Wälder, Seen, Lichtungen. Doch aus der Sicht der Dörfler gibt es dort alles: Wälder, Seen, Lichtungen. Beeren, Luchse, verschneite Bänke und moosbewachsene Verstecke. Nur wer seinen Blick der Magie öffnet, kann sie auch entdecken. In ihrer eigenen Welt wachsen Greta und Jannis auf, entdecken ihre Umgebung und einander. Schon bald sind sie wie Bruder und Schwester, und eines Tages mehr als das. Doch irgendwann zieht Jannis zum Studieren in die Stadt, und Greta bleibt auf dem Hof ihrer Tante Severine zurück, die sich um einige Waisenkinder kümmert und ihren Hof ganz ohne die Hilfe eines Mannes bewirtschaftet. Greta lernt dort nicht nur, wie man die köstlichsten Lebkuchen backt und sich um die kleineren Kinder kümmert, sondern sie wird auch in den Zauber der Berge eingeführt und übernimmt die Dankbarkeit ihrer Tante, keinen Mann zu haben. Eines Tages zieht ein neuer Nachbar in das Häuschen nebenan, und Greta beginng, sich mit ihm anzufreunden...
Sarah Kuratle hat mit "Greta und Jannis" keine typische Liebesgeschichte geschrieben. Auch wenn es der Titel und die Gestaltung des Covers vermuten lassen, geht es hier um mehr als zwei Menschen, die auf Umwegen zueinander finden. Vielmehr geht es um die Hindernisse, die ihnen ihr Umfeld und auch ihre eigene Familie in den Weg legt. Es geht um die Natur und ihre Bedeutung für die Menschen im Dorf, es geht um Disziplin und Aufopferung, um den Wert eines Menschenleben und um Schicksalsschläge, die uns alle treffen können. All diese Themen verpackt Kuratle in einer lyrischen Erzählung, bei der die Natur in all ihrer Schönheit und mit all ihren Geheimnissen beinah als eigene Figur aufzutreten scheint, so präsent ist sie. Die lyrische Erzählweise der Autorin macht es teilweise allerdings auch schwer, den Geschehnissen zu folgen und Zusammenhänge zu begreifen. So schön die gewählten Worte auch sind und so magisch sie sich aneinanderreihen, teilweise stehen sie einem flüssigen Verständnis der Handlung leider im Weg. Inhaltlich kommt mir die Geschichte etwas überladen vor. Die Beziehung zwischen Greta und Jannis nimmt zurecht so viel Raum ein, dass für all die übersinnlichen oder übernatürlichen Elemente, die die Autorin einbindet, beinah kein Raum bleibt. Die Verbindung zwischen diesen beiden Komplexen hat mir leider gefehlt, da ich nicht sehen konnte, wie sie sich sinnvoll ergänzen. Insgesamt hat "Greta und Jannis" also leider nicht meinen Geschmack getroffen, aber ich kann mir vorstellen, dass sich der Roman gut für Leser eignet, die gerne auch Gedichtbände oder lyrische Kurzgeschichten lesen.