Zumindest ein Königskind

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milena Avatar

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Sarah Kuratle schreibt sehr eindrücklich. Die sprachlichen Bilder, die sie entwirft, bleiben im Gedächtnis und regen zum Nachdenken an. An vielen Stellen wirkt der Roman mit dem seltsamen Untertitel "vor acht oder in einhundert Jahren" sehr poetisch, aber auch sehr surreal. Die Figuren bekommen wenig Kontur und erscheinen so flüchtig wie viele der Beschreibungen. Als Leser schwankt man ständig zwischen sehr gegensätzlichen Eindrücken. Inhaltlich ist der rote Faden des Romans eigentlich sehr einfach. Greta und Jannis, die beiden Hauptfiguren, waren Nachbarskinder, die zunächst geschwisterlich miteinander umgingen, was aber in eine Liebesbeziehung umschlug. Diese Beziehung ist aber verpönt und Jannis zieht in die Stadt. Greta lebt bei ihrer Großtante Severine im letzten, kaum erreichbaren Gebirgsdorf einer Schlucht zusammen mit ausgesetzten Kindern, was sehr, sehr merkwürdig anmutet. Von der inhaltlichen Seite wirkt der Roman sehr konstruiert und wenig glaubhaft und begreifbar. Gewiss ist das von der Autorin so gewollt, überzeugt mich aber leider nicht.