Düsteres Nordirland

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miss marple 64 Avatar

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Vor dem Hintergrund der politischen Unruhen in Nordirland der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts ermittelt Sean Duffy mit seinem Team in einem Doppelmord, der sich schnell auf weitere Morde ausweitet. Als katholischer Bulle in der protestantischen Royal Ulster Constabulary schon eher eine Ausnahme, ist Duffy nicht gerade auf der Karriereleiter, zumal auch hierfür Vorfälle aus vorhergehenden Fällen verantwortlich sind. So übernimmt die Leitung des Falles eigentlich sein Freund und Kollege DS McCrabban, des sich aber immer wieder Schützenhilfe bei Duffy holt. Schnell geraten sie mit ihrer Ermittlung in höhere Kreise- Special Branch, MI5 und die amerikanische Regierung sind involviert. Es gilt herauszufinden, ob die Morde etwas mit verschwundenen Raketen und Waffenhandel zu tun haben.
Auch wenn man Sean Duffy aus den ersten drei Fällen nicht kennt, erkennt man in ihm einen Individualisten, der schnell und unkonventionell handelt, der überaus vorsichtig sein kann- so kontrolliert er vor jeder Autofahrt seinen Wagen nach versteckten Bomben, der Musik liebt, aber auch den Alkohol und Kokain.
Duffy scheint wenige Freunde zu haben, weiß sich vor beruflichen Rangeleien zu schützen und ist furchtbar stolz darauf, die Patenschaft für McCrabbans Sohn zu übernehmen.
Leider endet auch dieser Fall für Sean Duffy nicht so, wie er es erhofft hat und geht nicht ohne persönliche Verluste an ihm vorbei. Am Ende des Buches-eineinhalb Jahre nach diesem Fall und nach vielen weiteren Fällen in der Zwischenzeit, erscheint er resigniert, als er überlegt, den alten Fall noch einmal aufzurollen, da ein ehemaliger Zeuge wieder auftaucht. Doch er glaubt seine Lektion gelernt zu haben und lässt es bleiben.
Gilt zu hoffen, dass bei einer Fortsetzung der Reihe Sean Duffy wieder etwas mehr von seinem jüngeren Selbst mit auf den Weg bekommt, der selbst "den Tempel über dem eigenen Kopf zum Einsturz gebracht (hätte)". ( S.374)
Der Autor verwebt reale politische Ereignisse mit Fiktion und schafft so für den Leser ein Stück Zeitgeschichte im Krimi. Da der muttersprachliche Leser natürlich näher am Geschehen ist, falls er die Zeit der „Troubles“ (Nordirlandkonflikt) erinnern kann, werden natürlich Abkürzungen z.B. für Institutionen den deutschen Lesen nicht gleich erschlossen. Ein kurzer Anhang wäre gut gewesen, aber Wikipedia hilft auch. Da kann man dann auch gleich sein eigenes Geschichtswissen auffrischen, um den politischen Hintergrund besser zu verstehen.