Angenehmes Lesefutter für trübe Tage

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heinoko Avatar

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Es gibt im Leben so gewisse graue Tage mit Novemberstimmung, an denen es ein Buch braucht, das einen in eine andere Welt verschlägt, an denen man das Leben mit den Protagonisten teilt und deren Gefühle mitfühlt. So erging es mir jedenfalls mit dem vorliegenden Buch, das mich das schlechte Wetter um mich herum vergessen ließ. Zwar hatte ich den Band 1 nicht gelesen, was jedoch keinen negativen Einfluss hatte darauf, die aktuelle Handlung in allen Zusammenhängen zu verstehen.

Kurz zur Handlung: Anfang der Zwanziger Jahre in der Nähe von Kiel schließt die junge Cäcilia Herringer ihre Ausbildung zur Lehrerin erfolgreich ab und freut sich unendlich darauf, Kinder mittels der neuen modernen Reformpädagogik zu unterrichten. Zu dieser Zeit mussten Frauen noch auf Ehe und Kinder verzichten, wenn sie ihren Beruf ausüben wollten, was Cäcilia in große Konflikte stürzt, als sie dem einfühlsamen Physiker Jakob Kaltenbrunner begegnet. Auf Gut Erlensee, auf dem Cäcilia lebt, gibt es innerhalb der Familie etliche Konflikte, auch die zunehmende Inflation wirft ihre Schatten. Doch was wird aus Cäcilia?

Der Roman ist, wie oben schon erwähnt, ein sehr angenehm zu lesendes Lesefutter. Die handelnden Personen werden lebendig und differenziert geschildert. Man hat als Leser keine Mühe, sich in deren Gefühle und Gedanken einzufühlen und ihren Lebensweg ein Stück weit zu begleiten. Überhaupt wird episch breit erzählt, was aber an keiner Stelle zu Langeweile führte. An den leicht antiquiert wirkenden Sprachstil gewöhnt man sich schnell und empfindet ihn genau passend zum historischen Hintergrund. Allerdings nervten mich im Verlauf der knapp 400 Seiten zahlreiche Sprachwiederholungen. Ich weiß gar nicht, wie oft zum Beispiel „Kekse geknabbert“ oder „Haare verstrubbelt“ wurden. Auch kannte und kennt man weder 1922 noch heute in Nürnberg „Franzbrötchen“ (ich bin gebürtige Nürnbergerin).

Fazit: Angenehmes Lesefutter, unterhaltsam und leicht lesbar mit ein paar sprachlichen Verbesserungsstellen.