Schöner zweiter Teil um Gut Erlensee

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astrid b Avatar

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Dieser zweite Teil um die Frauen auf Gut Erlensee erzählt zum größten Teil die Geschichte von Cäcilia, die als Patentochter Hermanns vor einigen Jahren auf Gut erlesee gezogen ist und sich mit den Geschwistern Lamprecht wunderbar versteht.

Ihrem großen Wunsch folgend, hat sie das Lehrerinnenseminar erfolgreich abgeschlossen und hofft nun, in der Umgebung eine Stelle als Lehrerin zu bekommen.
Schon kurze Zeit später erhält sie die Stelle in der kleinen Dorfschule in der Nähe des Gutes.

So weit, so schön.

Leider beginnen dann die Probleme - als erstes stirbt ihr Vater und als sie nach Nürnberg fährt zur Beerdigung und Testamentsverlesung, wartet eine böse Überraschung auf sie...

In der Zeit - 1922 - gibt es leider noch die überholte Meinung, daß Frauen nur im Notfall Lehrerinnen sein sollen und wenn, dann bitte auch nur ledig.
Das sogenannte Lehrerinnenzölibat spielt eine sehr große Rolle im Buch.
War es damals sogar gesetzlich verankert, daß Lehrerinnen lediglich ledig unterrichten durften.
Sobald sie die Ehe eingehen sollten, mußten sie den Beruf aufgeben.
Hintergrund war der Gedanke, daß es wichtiger sei, daß Männer ihr Auskommen haben und Frauen, sollten sie heiraten, ja eh versorgt seien, also kein Geld verdienen müßten.
So sollte Männer die Möglichkeit vorbehalten bleiben, ihr Auskommen zu sichern.
An die Frauen dachte dabei niemand - wie bei so vielem in der Zeit


Genau dieses Problem tritt ein, als Cäcilia den charismatischen Physiker Jakob Kaltenbrunner kennenlernt und sich die beiden verlieben.
Damit beginnen die Probleme erst richtig.....


Das Buch knüpft an den Vorgänger - Maragetas Traum - an. Spielt wenige Jahre später.
Sehr gut gefiel mir, daß dadurch eben auch der weitere Werdegang Margaretas und der ganzen Familie Lamprecht weiter erzählt wird.
Der Fokus liegt zwar auf Cäcilia, aber auch die andern kommen in kurzen Abschnitten zu Wort.
Genau das hat mir eben besonders gefallen.

Auch die Beschreibung des Lehrerinnenzölibats, ein Gesetz, über das wir heute zum Glük nur lachen können, war interessant kennenzulernen.
Daß es so streng war, wußte ich nicht.
Dadurch entsteht ein interessantes Zeitkolorit, als es eben noch nicht selbstverständlich war, daß Frauen berufstätig waren.
Zu der Zeit waren sie - in gewissen Kreisen- noch die große Ausnahme. Auch wenn während und nach dem ersten Weltkrieg sich die Zeiten langsam verbesserten. Aber eben sehr langsam.



Der Schreibstil ist wieder sehr flüssig und schön zu lesen, ebenso die Beschreibung der Protagonisten. Seien es die liebgewonnen Personen des vorherigen Teils, als auch neue Charaktere.
Besonders der Pfarrer Ansgar Raabe, der zu den doch eher negativen Personen gehört, wird herrlich verstockt und antiquiert beschrieben.

Ich würde empfehlen, dieses Buch nach dem ersten Teil zu lesen. Nicht zwingend, da es auch so für sich steht, aber um die Hintergrundgeschichte der Familie Lamprecht besser nachvollziehen zu können, fände ich es sinnvoller.



Fazit:
Ein schöner zweier Teil der Geschichte um die Frauen auf Gut Erlensee.
Beleuchtet die Problematik des damals herrschenden Lehrerinnenzölibats und erzählt die Geschichte aller Familienmitglieder weiter.
Ein wenig Liebesgeschichte fehlt natürlich auch nicht.