Eine Familiengeschichte – gut vertont

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Die angenehme Stimme der Sprecherin hat mich ins Jahr 1919 zurückgebeamt - ich bin gut angekommen auf Gut Erlensee bei der Familie Lamprecht. Während des Krieges führt Margareta, die Tochter des Hauses, zusammen mit ihrer Schwester Marilla und ihrer Großmutter Ilsegard die familieneigene Druckerei. Nun werden sie hier nicht mehr gebraucht, Vater Hermann kümmert sich wieder selbst darum. Der schwer traumatisiert aus dem Krieg heimgekehrte Gregor ist der einzige Sohn, er ist eher den Pferden zugetan, mit der Firma will er nichts zu tun haben. Der Druckerei droht die Insolvenz, sollte nichts schleunigst ein Geldgeber aufgetrieben werden. Greta ist im heiratsfähigen Alter und so ist es aus Hermanns Sicht nur recht und billig, seine Tochter dem vermögenden Spross derer von Weidental anzudienen. Mutter Adelheid sieht dies ähnlich.

Die Lamprechts haben mich prächtig unterhalten. Hermann in seiner ungehobelten Art brachte mich bald gegen sich auf, er war ein Vertreter seiner Zeit. Egal ob in der Familie oder in der Druckerei – sein Wort galt. Die Kinder hatten sich zu fügen, eine Tochter musste standesgemäß vermählt werden. Ein Musiklehrer oder ein verarmter Graf als Heiratskandidat – das geht gar nicht!

Es brechen neue Zeiten an, die Frauen dürfen wählen, der Arbeiterrat stellt Forderungen von wegen Arbeitsschutz, verkürzten Arbeitszeiten und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, auch Lohnsteigerungen stehen im Raum.

Die Autorin hat die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg gut eingefangen. Die Charaktere waren allesamt authentisch, vom Choleriker bis hin zur aufgeschlossenen Großmutter. Der Mann hatte das uneingeschränkte Sagen, die Frauen hatten sich zu fügen. Liebe und Zuneigung zählte nicht viel, ein solventer Schwiegersohn war allemal besser. Die Spanische Grippe, Drogen und Homosexualität sind ebenfalls Thema, es wird ein weiter Bogen gespannt.

„Gut Erlensee – Margaretas Traum“ ist der erste Band, zwei weitere folgen. Eine Familiensaga, gut vertont von SAGA Egmont. Gespannt warte ich nun auf den zweiten Teil, ich werde wieder nach dem Hörbuch greifen.