Schönes Wohlfühlbuch

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astrid b Avatar

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Kurz nach dem Krieg, 1919, Margaretha lebt mit ihren Geschwistern auf Gut Erlensee, ein kleines Gut in Schleswig Holstein,der Hauptverdienst entsteht durch die Druckerei des Vaters.

Während des Krieges hat Margaretha mit ihrer Schwester und Großmutter die Druckerei am Leben erhalten, dabei festgestellt, wie sehr sie die Arbeit in der Druckerei liebt.


Doch nun ist der Krieg vorbei, Vater und Bruder sind zurückgekehrt.

Ihr Bruder Gregor schwer traumatisiert, der Vater im Geiste noch im letzten Jahrhundert verblieben.

So verbietet er Margaretha, weiter in der Druckerei zu arbeiten - sie solle sich doch auf ihre Rolle konzentrieren, einen passenden Mann zu heiraten.


Schlimmer noch, als es immer weiter Bergab mit der Druckerei geht - auch daher, weil sich der Vater von niemandem etwas sagen läßt, keinerlei innovative Ideen seitens Margarethas oder des jungen Vorarbeiters auch nur in Erwägung zieht - so also beschließt der Vater, daß Margaretha bitte einen wohlhabenden Mann heiraten soll, der die Druckerei retten solle.

Soweit zum Inhalt.


Mir gefiel das Buch ganz gut, ein wenig vorhersehbar ist es schon, aber es ist durchaus ein schönes Buch für einen verregneten Herbstabend, eingekuschelt auf dem Sofa.

Nicht umsonst habe ich es in einem Rutsch durchgelesen.


Die Charaktere sind ganz gut dargestellt, auch wenn mir Margaretha oft doch zu brav war, zu sehr daran gelegen, den ( fürchterlichen) Eltern keinen Anlaß zum Streit zu geben.
Da ist ihre jüngere Schwester Marilla doch anderes. Sie mochte ich mit am liebsten.

Sie läßt nicht zu , daß die Eltern ihr ihre Zukunftspläne kaputt machen und macht einfach Nägel mit Köpfen.

Überhaupt - die Eltern. Noch absolut im letzten Jahrhundert verankert, die Mutter - nur leidend, jammernd, an sich selbst interessiert.

Der Vater, sich als Oberhaupt aufspielend, keinerlei Widerspruch oder Neuerungen zulassend.

Trotzdem hat es doch Spaß gemacht, gerade die Szenen mit den beiden zu lesen - eben weil man ständig hofft, daß die Kinder sich nun mal durchsetzten.


Gregor ist anfangs auch hochtraumatisiert - was der Vater natürlich überhaupt nicht verstehen kann. Ok, wie auch, bei dem Egoismus und fehlender Empathie.


Die Großmutter, die mit auf dem Gut lebt, ist ein Unikum und eine wunderbare Figur.

Wesentlich moderner, als ihr Sohn und ihre Schwiegertochter, sie versucht oft, ihre Enkelinnen zu unterstützen und hat keinerlei Standesdünkel.

Sie war mein absoluter Lieblingscharakter


Im Laufe des Buches entwickeln sich die Charaktere glücklicherweise dann doch noch und es macht Spaß, dabei zuzusehen.


Der Schreibstil ist flott, gut lesbar.

Hauptsächlich wird aus Margarethas Sicht erzählt, ab und zu gibt es dann aber auch kurze Kapitel, in denen andere Figuren sozusagen die Hauptrolle bekommen.

Da es wohl eine Reihe um die Frauen des Gutes Erlensee werden soll, bin ich zumindest gespannt auf den nächsten Band.



Fazit

Ein gut lesbares Wohlfühlbuch, etwas vorhersehbar, was dem Spaß aber keinen Abbruch tut.

Dargestellt wird das Schicksal einer jungen Frau im Jahre 1919, die mit den Konventionen und dem Wunsch nach Eigenständigkeit zu kämpfen hat und ihrer Familie auf einem Gut in Schleswig Holstein