Wichtig und lesenswert

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
anonymous Avatar

Von

Zunächst muss ich mich mal als Meteorologie-Ignorantin outen: Ich gehöre zu denjenigen, die entnervt den Ton ausstellen, wenn die Wettergurus beim täglichen Wetterbericht lang und breit über das Wieso des kommenden Wetters palavern. Sicher, Meteorologen sind stolz auf ihren Job und ihre Vorhersagemöglichkeiten (die von Plöger angegebene 90%-Quote für den Folgetag halte ich trotzdem für übertrieben). Ich möchte aber nur wissen, ob ich für den nächsten Tag einen Regenschirm, einen Wollpulli oder ein T-Shirt aus den Tiefen des Kleiderschrankes ausgraben muss oder ob die Aussichten für das Grillfest am Wochenende positiv sind.

Warum hat mich dann dieses Buch interessiert? Die Antwort ist einfach: Das Wetter von morgen ist eine Sache, der Klimawandel eine andere. Ob es morgen regnet oder die Sonne scheint, können wir nicht beeinflussen. Wie sich unser Klima in den nächsten Jahrzehnten entwickelt möglicherweise schon.

Klimawandel (oder noch beliebter: Klimakatastrophe) ist ein Thema, das je nach allgemeiner Weltkatastrophenlage stets in den Medien gegenwärtig ist. Allerdings fragt man sich, ob wirklich immer objektiv berichtet oder bewusst Panikmache betrieben wird. Ist Quote wirklich wichtiger als sachliche Information?

Vor diesem Hintergrund schien mir das Buch von Sven Plöger genau richtig und es hat mich nicht enttäuscht. Zunächst einmal gelingt es ihm, auch die etwas komplizierteren wissenschaftlichen Aspekte verständlich darzustellen, oft mit einer erfrischenden Prise Humor. Auch ein Meteorologiemuffel wie ich stellt überrascht fest, dass dieses Thema durchaus spannend ist. Dann ist er um eine objektive Herangehensweise bemüht, nimmt viele der Plattitüden, die zu diesem Thema gebetsmühlenartig immer wieder vorgebetet werden, sachlich auseinander und widerlegt sie. Besonders gut hat mir die kritische Bewertung der Medien gefallen, die klar macht, dass wir uns das Denken nicht abnehmen lassen dürfen. Dadurch wird aber auch das Problem der heutigen Informationsgesellschaft verdeutlicht. Wir werden mit Informationen zu allem möglichen zugeschüttet, doch es sind oft nur winzige Teile eines größeren Wissenspools, einer wissenschaftlichen Diskussion. Mit diesem (gefährlichen) Halbwissen wollen wir dann froh und munter überall mitmischen, als Fachleute von eigenen Gnaden. Natürlich macht einen auch dieses Buch nicht zum/-r Fachmann/-frau, soll es ja auch nicht. Sein Ziel ist es, uns Möglichkeiten, aber auch unsere Verantwortung im Bezug auf den Klimawandel aufzuzeigen und dieses Ziel erfüllt es voll und ganz, mit Thesen die genau das tun, was sie sollen: Zum Nachdenken und eigenverantwortlichen Handeln anregen. Lesenswert!