Tragikomisch

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julemaus94 Avatar

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Christopher Wilson hat mit Juri eine berührend lustige, einfache Figur geschaffen, die einem die Gräuel der sowjetischen Diktatur auf eine ganz besondere Weise nahe bringt.

Juri ist ein 12-jähriger Junge, der mit seinem Vater im Zoo lebt und seit einem Unfall geistig etwas beeinträchtigt ist. Als Vorkoster für Stalin erlebt er dessen letzte Tage im Dunstkreise seiner engsten Vertrauten und weiß doch nie, wem er trauen kann.

Die Geschichte wird komplett aus Sicht des jungen Juri erzählt. Seine naive, gutgläubige Art und sein Unvermögen, die Hintergedanken und Wortspiele seiner Mitmenschen zu verstehen, machen dieses Buch zu etwas ganz Besonderem. Sie schildern das Leben in der Sowjetunion aus Sicht eines hilflosen, gestrandeten Kindes und machen die Erlebnisse damit umso reeler und unabwendbarer.

Für mich wurde das Lesevergnügen (denn das ist es trotz des ernsten Themas wirklich) dadurch umso eindringlicher, erfährt man doch die Machtlosigkeit und Tristesse durch Juris Augen umso schonungsloser.

Christopher Wilson gelingt dabei ein sehr unterhaltsames Spiel mit Worten und Metaphern, allein die vielen Namen, die er Stalin verpasst, ohne auch nur einmal seinen richtigen Namen zu nennen, machen wirklich Spaß. Man merkt, dass er ein Meister des humorösen Metiers ist und es weiß, dessen Wirkung gezielt einzusetzen.

Fazit:
Ein Buch, das unbedingt gelesen werden will und ein Protagonist, dem mit Leichtigkeit das Vertrauen und das Herz des Lesers zufliegt.