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Satire auf die Leistungsgesellschaft mit etwas zu wenig Tiefgang

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anne_kaffeekanne Avatar

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Die Erzählerin bekommt durch die Lüge, sie sei frischgebackene Mutter, einen Job in einem Fitnessstudio. Bald wird klar, dass sie noch mehr aus ihrer Vergangenheit zu verbergen hat.

Der Anfang hat mir sehr gut gefallen. Das Fitnessstudio und die damit verbundene Zurschaustellung angeblich leistungsfähiger und gesunder Körper in den sozialen Medien sind natürlich ein gefundenes Fressen für eine ironisch-satirische Betrachtung. Zunächst ist die Protagonistin eher eine Außenstehende und macht sich die Vorstellungen anderer zunutze, indem sie ein Lügenkonstrukt aufbaut. Doch dann findet sie Geschmack an Disziplin und Selbstoptimierung und verliert sich immer mehr darin. Gegen Ende hat der Roman einige eklige Szenen parat, doch psychologisch hat er mich nicht überzeugt.
Die Protagonistin blieb mir zu fremd, als dass ich mich hätte berühren lassen können. Auch die Nebenpersonen sind nicht besonders tiefgehend ausgearbeitet und bleiben auf wenige Eigenschaften reduziert. Zudem fand ich es nicht glaubwürdig, dass die Hauptperson sehr lange mit ihrem Verhalten durchkommt auch bei Personen, die sie gut kennen oder eine therapeutische Ausbildung haben.
Es ist der Autorin wichtiger, Schockeffekte zu erzielen, als glaubwürdige Charakterentwicklung zu zeigen. Das fand ich etwas schade.
Trotzdem eine lesenswerte Satire auf die Leistungsgesellschaft. Ob das Buch bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen wird, wage ich zu bezweifeln. Als unterhaltsamer und etwas gruseliger Lese-Snack taugt es aber allemal.