Hoffnung, das Ding mit den Federn

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Rezension zu Till Raether: Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?
Vielen Dank an vorablesen.de und den Autor für das kostenlose Rezensionsexemplar! Das Buch ist bei Rowohlt Polaris im Dezember 2023 erschienen und hat 126 S.
Der Titel weist schon darauf hin: kann man noch positiv gestimmt in die Zukunft schauen angesichts der gegenwärtigen Weltlage? Der Leseprobe hatte ich entnommen, dass der Autor in den 80iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufwuchs, in einem Klima der Besorgnis vor der atomaren Aufrüstung. Das hat mich sofort angesprochen: die Angst vor der Atombombe war auch in meiner Jugend stets gegenwärtig. Und die gegenwärtigen Krisen – Ukrainekrieg, Nahostkonflikt, Klimawandel- machen mir Angst. Ein Grund, warum ich das Buch unbedingt lesen wollte.
Till Raether reflektiert zunächst die Demonstrationen und Proteste, in denen wir uns in den 80igern gegen Atomkraft zusammengefunden haben: „Es waren Augenblicke von Selbstermächtigung, von Selbstwirksamkeit: In diesen Momenten fühlte es sich so an, als könnte man eben doch etwas tun und als wäre das, was man tat, nicht wirkungslos.“ (S. 15) Er zitiert ein Gedicht von Emily Dickinson „‘Hope‘ ist the thing with feathers“ - Hoffnung, „das Ding mit den Federn“. Dem Autor geht es um folgendes: der Einzelne kann mit seinen Bemühungen den Klimawandel nicht wirklich stoppen: da müssen global Dinge in Bewegung kommen. Trotzdem sieht er einen Sinn in Demonstrationen, Protesten o.ä. , weil diese Druck ausüben auf die Strukturen, auf die Entscheidungsträger. In den weiteren Kapiteln greift er verschiedene Aspekte auf: Gibt es einen Unterschied zwischen Hoffnung und Zuversicht? Kann man die eigene „Angst erziehen“? Und inwiefern braucht es auch ein „aktiv werden“, um hoffnungsvoll sein zu können?
All das wird im Buch von Till Raether in einem angenehmen Kolumnen-Stil verhandelt, ich habe das Buch gern gelesen. Ein Lob an den Verlag für die Gestaltung: Das Buchcover ist ein echter Hingucker und sorgt sofort für Aufmerksamkeit. Meine einzige Kritik am Buch: es dreht sich vor allem um eine Krise: den Klimawandel. Das hatte ich anders erwartet: auf dem Buchrücken heißt es: „Angesichts der derzeitigen Weltlage fällt es uns zunehmend schwer, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken.“ Der Titel hilft Lesenden aber auf jeden Fall, die eigene Position und das eigene Handeln zu hinterfragen und vielleicht trotz allem Hoffnung zu haben.