Die zwei Gesichter der Archer-Geschwister

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anni1609 Avatar

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Frank Bennett wird neuer Partner von Eden Archer bei der Mordkommission Sydney Metro. Beiden bleibt nicht viel Zeit zum Kennenlernen, da sie umgehend zu ihrem ersten Tatort im Osten des Sydneyer Hafens gerufen werden. Sie treffen dabei auf einen bekannten Junkie, der angibt, von einem Unbekannten mit Hilfe einer schweren Truhe im Meer versenkt worden zu sein. Das Opfer konnte sich nur mit einem beherzten Bruch des eigenen Fußes aus seiner misslichen Lage befreien. Für die Mordkommission beginnt damit ein atemberaubender Fall, da der Junkie von vielen Metalltruhen auf dem Meeresboden berichtet. Frank wird nebenbei der Berufseinstieg durch Eric, Eden`s Bruder, nicht leicht gemacht. Es scheint, als verbergen Eden und Eric ein gut gehütetes Geheimnis, das auch ihr mysteriöses Aufwachsen mit umfasst. Auch das Ableben von Doyle, Edens vorherigem Partner bei der Polizei, wirft Widersprüche auf. Für den Leser stellt sich schnell die Frage, befindet sich Frank aufgrund seiner Neugierde auch in Gefahr und wird er hinter Edens Geheimnisse kommen?

Candice Fox, eine bisher eher unbekannte, australische Schriftstellerin hat mit „Hades“ meiner Meinung nach, einen brillanten Debütroman vorgelegt. Von Beginn an verzaubert sie den Leser mit ihrer außergewöhnlichen, bildhaften Art des Schreibens. Die Autorin nimmt beim Schreiben kein Blatt vor den Mund und besticht durch eine sehr direkte Schreibweise. Sie beschreibt auch „brutal“ wirkende Szenen detailgenau und ausführlich. Der Schreibstil ist leicht lesbar, auch wenn der Leser zu Beginn ein wenig Zeit benötigt, sich an diese eher außergewöhnliche Schreibweise zu gewöhnen.
Der Aufbau des Romans erfolgt nicht chronologisch. Abwechselnd berichtet die Autorin aus verschiedenen „Zeiten“. Ein Handlungsstrang umfasst die Geschichte des Aufwachsens von Eden und Eric und wird stets kursiv gedruckt. Eine weitere Handlung stellt die Gegenwart dar und somit die Erzählung um die Ermittlungen in dem aktuellen Verbrechen. Ab und zu lässt Candice Fox zusätzlich noch den „Täter“ und eines seiner „Opfer“ zu Wort kommen. Der Leser wird aufgrund dieser Art der Erzählung „gezwungen“, aufmerksam zu Lesen. Die verschiedenen Erzählperspektiven wechseln entweder zum Beginn eines neuen Kapitels, oder aber innerhalb eines Kapitels, kenntlich gemacht durch einen Absatz.
Grundsätzlich lässt Candice Fox aus der 3. Person berichten. Die Ausnahme macht sie bei der Schilderung der Gegenwart – hierbei erhält der Leser die Informationen aus der Ich-Perspektive von Frank Bennett. Durch diese Schreibform scheint der Leser besonders verbunden mit Frank und kann sich gut hineinversetzen in sein Gefühlsleben. Als Leser möchte man häufiger Partei ergreifen für Bennett und ihn zeitweise auch unterstützen.
Candice Fox hat in ihrem Roman die verschiedensten Protagonisten vereint. Sie stellt die unterschiedlichen Charaktere besonders heraus, verweist auf die einzelnen Stärken, Schwächen, Fehler, etc. Der Leser kann sich in die Figuren gut hineinfühlen und –denken. Jede Figur erscheint sowohl in gewissen Dingen negativ, hat aber auch positive Seiten. Die Autorin greift ausschließlich auf Charaktere mit gewissen Makeln zurück und mutet dem Leser keine „perfekten“, unrealen Figuren zu. Interessant empfand ich auch die Tatsache, dass ich mich während des Lesens dabei ertappt habe, auch mit Personen zu sympathisieren, die nicht immer gesetzestreu handeln.
„Hades“ von Candice Fox ist im Suhrkamp-Verlag erschienen und besteht aus 341 Seiten. Mir liegt der Roman in Broschierter Form vor. Der Klappentext im Einband und die Informationen über die Autorin am Ende des Buches sind eher kurz gehalten. Extras sind bei diesem Buch nicht enthalten. Das Cover erscheint mir gut gewählt und erschließt sich im Laufe der Handlung. Dabei ist zu erwähnen, dass Autorenname und Titel des Buches reliefartig hervorgehoben sind und haptisch einen guten Eindruck hinterlassen.

Mir hat der Roman „Hades“ von Candice Fox sehr gut gefallen. In meinen Augen war der außergewöhnliche Schreibstil der Autorin das Herausragende an diesem Buch. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und war doch häufiger erstaunt ob der ungeahnten Wendungen. Fox versteht es den Leser zu fesseln. Besonders zum Ende des Buches hat die Autorin gefühlt die Geschwindigkeit erhöht, was sie durch schnellere, immer häufigere Perspektivenwechsel geschafft hat.
Meiner Meinung nach ein sehr gelungener Roman, so dass ich mich bereits jetzt auf die Fortsetzung „Eden“ sehr freue!