Solide Geschichte

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
rafiki Avatar

Von

"Hades" ist der erste Band einer Triologie. DIe Autorin ist Candice Fox, deren Lebenslauf in der Beschreibung sehr interessant für eine Autorin klang.
Zunächst fande ich das Cover des Buches sehr ansprechend, es ist schön und passend zum Inhalt gestaltet. Auch die Storyidee "als Killer wird man nicht geboren, man wird dazu gemacht" - zwei Kleinkinder, die bei einem Mann aufwachsen, der Leichen verschwinden lässt, klang sehr vielversprechend und interessant. Deshalb hatte ich hohe Erwartungen an das Buch. Ohne Frage ist es gut geschrieben und leicht zu lesen, auch wird es dem Leser nicht langweilig. Die Kapitel sind aus verschiedenen Perspektiven geschrieben: aus der Ich-Erzähler Perspektive vom Mordkommissar Frank Bennet und aus Er-Erzähler Perspektive von Opfer und Täter. Regelmäßig werden Kapitel aufgeführt, in denen aus der Vergangenheit von Eden und Eric, beide arbeiten bei der Mordkommission, erzählt wird.
Inhaltlich geht es um zwei Kinder, die verletzt bei Hades zur 'Entsorgung' abgegeben werden. Er bringt es jedoch nicht übers Herz unschuldige Kinder zu töten und lässt sie bei sich aufwachsen. Im Prolog wird diese erste Szene beschrieben. Leider klingt die Geschichte, wie die beiden Kinder ihre Eltern verloren haben abgedroschen und unspektakulär, einfach nach zufällig ungünstigen Umständen. Um die Geschichte und die Motive und Motivation der Kinder darauf aufzubauen ist dieser Teil der Geschichte zu flach und mau. Leider ist für den Leser direkt klar, wer die beiden Kinder im späteren Leben sind.
Die Beschreibungen der Charaktere sind sehr bildlich und umfassend vorgenommen worden. Bei den beiden Kindern war dies sehr passend und ist gut gelungen. Bei Hades wirkten die Beschreibungen ein wenig zu übertrieben. Wie sein Name schon sagt wird er ein wenig wie der Herr der Unterwelt dargestellt, als Anlehnung an die griechische Mythologie. Da Hades für die beiden Kinder zwar eine große Rolle spielt, für die restliche Geschichte jedoch nicht, ist dieser starke Vergleich als Herr der Unterwelt nicht ganz passend, da er nicht ausgefüllt wird.
Des Weiteren werden die Figuren Eden und Eric ausschließlich durch die Er-Erzähler Perspektiven von Frank Bennet und von Hades beschrieben. Dadurch bleibt zwischen Eden und Eric und dem Leser eine große Distanz. Diese beiden Figuren haben ein super Potenzial und sind sehr interessant aufgebaut, jedoch schöpft der Autor sprachlich nicht ihre ganze Wirkfähigkeit aus. Das ist sehr schade, denn so bleiben Eden und Eric Schemenhaft und unnahbar für den Leser. Eine Erzählperspektive aus der Sicht von einem der beiden hätte diesem enorm entgegengewirkt. Jedoch bin ich sehr gespannt ob sich die Nähe zu Eden nun im zweiten Band der Trilogie verändert. Positiv bewerte ich, dass dieser erste Teil "Hades" eine in sich abgeschlossene Handlung ist und gleichzeitig ein sehr gutes Potenzial für die beiden weiteren Bände liefert.
Ferner wurde vom Verlag hoch angepriesen, dass diese Geschichte in Australien, Sydney spielt. Für die Geschichte an sich, scheint dies jedoch unrelevant zu sein, da das Land nicht näher beschreiben oder erwähnt wird. Zudem könnte man die Orte in der Geschichte austauschen ohne die Geschichte der Figuren dadurch zu verändern.
Themen, die das Buch enthält sind: Organdiebstahl; Moral; gut und böse; Gerechtigkeit; was macht einen zu dem, was man ist; wer ist berechtigt zu leben und wer kann entbehrt werden?
Sehr gut gefallen hat mir auch das Ende, das unvorhersehbar ist, bis auf einen ganz kleinen Teil, den der Leser schon vermutet.
Interessant ist, wenn man folgende Figuren gegenüberstellt (VORSICHT: es werden zentrale Inhalte preisgegeben!)
Jason Beck: *Psychopath
*tötet Menschen
*Menschen, die er als minderwertig bewertet, für ihn unproduktive Menschen, Menschen mit Behinderung, Drogenabhängige, etc.
Eden & Eric: *Ermordung ihrer Eltern macht sie laut Geschichte zu Mördern
*töten Menschen
*minderwertige (böse) Menschen (die Schlechtes getan haben, z. Bsp. Frau misshandelt)

Folglich tun beide Parteien das gleiche, ihre Motive unterscheiden sich jedoch in der Auslegung. Interessant ist, das Jason Beck für den Leser eindeutig der Böse ist, Eden und Eric jedoch nicht unbedingt. Sie sind kleine Helden, die für Gerechtigkeit sorgen.

Hier ein paar abschließende Zitate:
- "Der Mann war ein Monster, Hades", sagte Eric. "Er musste sterben. Es war richtig so. Es ist Gerechtigkeit." (S. 148)
-"Hades hatte sich in zwei Chimären verliebt, zwei Ungeheuer in Kindergestalt, die unfähig waren zu fühlen und zu lieben wie er."
-"Die Tiere wollten nichts von Jason außer Futter, Zuneigung, Wärme. Er liebte ihre Dummheit, ihre Beschränktheit. [...] Treue bewunderte er. Loyalität wie bei den Brolgakranichen. Wie eine
Kreatur zum Sklaven einer anderen wurde, das faszinierte ihn. Wie unnatürlich das war." (S. 44)
-"Wir verursachen in allen möglichen Ländern Gewalt. Leid und Tod, weil wir von unserem Lebensstil abhängig sind. Was uns nicht ins Konzept passt, ignorieren wir einfach. So ist der Mensch
halt. (S. 72)
-"Welchen Preis hat das Leben, Detective?" (S.109)
-"Das Böse ist wie ein Virus. Es breitet sich aus, bei jeder Berührung, wird durch die Luft übertragen und eingeatmet. Man fängt sich den Virus ein, wenn man ein hartes Leben hat oder
misshandelt worden ist. [...] Man kann nicht alles Böse in der Welt bestrafen. Da müsste man schon bei sich selbst anfangen." (S. 221)