Ein konfliktreiches Leben

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Der Roman "Häuser aus Sand" stammt von der Autorin Hala Alyan, liegt hier in einer Übersetzung von Michaela Grabinger vor und wird 2018 vom DuMont Buchverlag herausgegeben.
Wir begleiten die Familie Yacoub, deren Wurzeln in Palästina liegen und begleiten sie über mehrere Jahrzehnte auf ihrer Suche nach einer Heimat. Das Leben der Familienmitglieder ist durch Vertreibung, Krieg und der ständigen Neuorientierung geprägt. Immer sind sie bestrebt, sich an einem neuen Ort einzufinden, heimisch zu werden, sich etwas Neues aufzubauen und ihrer Herkunft bewusst zu machen. Dies gelingt ihnen allen unterschiedlich gut. Ihre Suche führt sie von Jaffa über verschiedene Stationen bis nach Boston. Die Familie ist regelrecht über alle Kontinente zerstreut. Hieraus ergibt sich automatisch die Diskrepanz der einzelnen Familienmitglieder in Sprache, kulturellen Hintergrund, religiösen Ansichen und führt somit zu innerfamiliären Spannungen. Da die Familiengeschichte in chronologischen Zeitsprüngen erzählt wird, konzentriert sich der Plot auf die essentiellen Daten und man kann der Story sehr gut folgen.
Alle relevanten Familienmitglieder sind authentisch dargestellt. Leider werden innere Konflikte nur teilweise gut spürbar beschrieben. Daher fiel es mir schwer, mich in ihre jeweiligen Rollen zu versetzen oder Reaktionen / Handlungen immer gut nachzuvollziehen.
Außerdem erachte ich es als hilfreich, wenn man sich mit der politischen Komponente des Konfliktes in Israel / Palästina und dem Nahen Osten als Ganzes etwas auskennt. Der Roman füllt hier leider nicht immer die Lücken, sondern setzt diese Kenntnis voraus, bzw. baut auf ihnen auf. Schade für mich, denn ich mag es eigentlich, wenn ich Geschichte als Roman verpackt erleben darf, wenn sie am Schicksal einzelner greifbar wird, statt mir nüchtern die Fakten aus Geschichtsbüchern zu sammeln. Der vorliegende Roman hat das nicht in Gänze geschafft und konnte meine Neugier und Begeisterung am Thema nicht wie erhofft wecken.