Eine Familiengeschichte im Schatten des Nahostkonfliktes

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dajobama Avatar

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Dies ist die beeindruckende Familiengeschichte einer wohlhabenden, palästinensischen Familie, die auf der Flucht vor den Kriegen des Nahostkonfliktes mehr als einmal ihr Zuhause verloren hat. Im Mittelpunkt steht die Sehnsucht der Hauptfiguren nach der zurückgebliebenen Heimat, wobei die politischen Hintergründe, wie etwa der Sechstagekrieg allgegenwärtig sind, schließlich sind sie verantwortlich für all die verlorenen Häuser.

Salma musste bereits die geliebte Villa mit Orangenplantage in Jaffa brennen sehen und verlassen. In Nablus gewöhnt sie sich nur schwer ein. Viele Jahre später erleidet ihre Tochter Alia ein ähnliches Schicksal. Nach dem Sechstagekrieg wird sie zusammen mit ihrer Familie in das heiße Kuwait verschlagen, und wird doch niemals ihre Heimat Nablus vergessen.
2014 sind wir bereits bei den Urenkeln Salmas angelangt und noch immer kann die immer wieder entwurzelte Familie nicht zur Ruhe kommen, wird sie immer noch von den Unruhen des Nahostkonfliktes gebeutelt.

Der Leser darf mit diesem Roman von 1963 bis 2014 mehrere Generationen der Familie Jacoub begleiten. Besonderen Fokus legt die Autorin dabei auf die Sehnsucht nach Heimat und den Schmerz der Entwurzelung. Auch die Charakterisierung der recht unterschiedlichen, teils sehr eigensinnigen Personen fand ich sehr gelungen. Wie hält man in der Fremde an der Tradition fest? Ein weiteres Thema ist die Religion (Islam). Die einzelnen Familienmitglieder gehen auch hiermit ganz unterschiedlich um.
Schließlich die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander, ganz besonders wenn es um die Abnabelungsprozesse erwachsen werdender Kinder von ihren Eltern geht, werden sehr eindringlich beleuchtet.
"Der Westen sickert in die Städte ein, und die Besatzung hat einen Keil zwischen die Generationen getrieben. Die Jugend zieht es zum Glanz hin, die Alten sind verbittert." Seite 27

Ein wehmütiger, sehr stimmungsvoller Roman, den ich sehr lesenswert fand. Der Nahostkonflikt ist immer noch allgegenwärtig, die Spannungen auch heute noch nicht beendet. Dieser Roman beleuchtet die Seite der Palästinenser, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden und noch Generationen später darunter leiden.
"Nicht nur die Geschichte selbst fasziniert sie, die untergehenden und wiedererstehenden Reiche, sondern auch ihr leises, aber unentwegt durch die Jahrtausende hallendes Echo. Geraubtes und umgestaltetes Land, entrissene Heimat - Töchter und Söhne, die die Sprache des Feindes sprechen, weil sie die ihre vergessen haben - und die Überzeugung, dass der Kosmos uns etwas schuldet." Seite 367