Getriebene

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tochteralice Avatar

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Und Vertriebene - das sind sie alle, die Mitglieder der Familie um die Palästinenserin Salma, die ihre geliebte Heimat früh verlassen muss, um zunächst in Nablus, später in Amman/Jordanien ein neues Leben zu beginnen.

Dieses Buch ist aus meiner Sicht als Familienroman, nicht als Roman über Palästinenser und Palästina als solches wahrzunehmen. Orte in und vor allem außerhalb von Palästina, auch Ereignisse - von großen historischen Umbrüchen, ja Tragödien wie dem Sechs-Tage-Krieg und dem Ersten Golfkrieg bis hin zu kleineren alltäglichen Begebenheiten fungieren hier als Kulisse um die Familiengeschichte von Alia - Salmas Tochter - und ihrem Mann Atef. Auch wenn hier die gesamte Familie und ihre Geschicke über vier Generationen hinweg beleuchtet werden, ist es doch am ehesten dieses Paar - die zweite Generation nach Salma - das alle Entwicklungen und Veränderungen miterlebt.

Atef und Alia verschlägt es nach Kuwait, wo Atef eine Karriere als Hochschulprofessor macht, Alia jedoch nie Fuß fasst. Diese Unruhe prägt ihr Verhalten gegenüber Mann und Kindern über Jahrzehnte hinweg.

Ein von Vertreibung, Flucht und Emigration geprägtes Familienschicksal wird hier gezeichnet, dem sich keines der Familienmitglieder entziehen kann, auch wenn sie auf unterschiedliche Weise davon geprägt werden.


Die Autorin Hala Alyan ist selbst palästinensischer Herkunft und präsentiert dem Leser Lebenswege einer Familie, die so typisch bzw. untypisch, so subjektiv bzw. objektiv sind wie jedes individuelle Schicksal, jedes einzelne Leben. Vieles haben zahlreiche Palästinenser und auch Angehörige anderer Ethnien im Nahen Osten so oder ähnlich erlebt, anderes wiederum ist nicht verallgemeinerbar. An keiner Stelle erhebt Hala Alyan den Anspruch, eine repräsentative Geschichte des palästinensischen Volkes erzählen zu wollen, es geht immer um diese Familie, die von Salma, von Alia und Atef, von ihren Kindern und Kindeskindern. Ich habe mich als Nachfahrin von Menschen, die ebenfalls (fast) lebenslang Flucht und Exil erlebt und gelebt haben, dieser Familie an vielen Stellen sehr verbunden gefühlt, obwohl ich aus einem anderen Kulturkreis stamme.

Also ein aus meiner Sicht sehr lesenswerter Roman, der trotz einiger (weniger) Längen, vor allem aber zahlreicher Wiederholungen zu überzeugen vermag - mich zumindest!