Naher Osten - wirklich nah!

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Zeitungsartikel und Fernsehnachrichten machen es immer wieder deutlich: der Nahe Osten ist ein politischer Unruheherd, für den seit Menschengedenken keine Lösung in Sicht ist. Der Leser von Hala Alyans Debütroman tut gut daran, die Eckdaten des Konflikts im Hinterkopf zu haben, wenn jede Kapitelüberschrift knapp einen Schauplatz und eine Zeitangabe nennt. Das sind die Koordinaten, in die jeweils ein Mitglied der Familie Yacoub verortet wird. Übereinstimmende Lebenserfahrung: eine dauernde Verwurzelung, ein Heimischwerden an irgendeiner der vielen Stationen der Wanderung ist keinem vergönnt. Es ist eine moderne Odyssee, die Schicksal und Politik den drei Generationen zumutet. Die Zeit vergeht, Verhaltensweisen und Lebenseinstellungen wandeln sich, und immer weiter ziehen Frauen und Männer dieser Familie, bis schließlich der Radius des Nahen Ostens überschritten wird und die Jungen bis nach Paris und Boston gelangen. Es sind moderne Menschen, die die Beschränkungen einer patriarchalischen Gesellschaft hinter sich lassen, aber weiterhin an der Wunde der verlorenen Heimat leiden.