Was ist Heimat?

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caro.booklover Avatar

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Hala Alyan ist selbst palästinensisch-amerikanischer Abstammung. In ihrem Roman begleitet der Leser 4 Generationen der palästinensischen Familie Yacoub, wobei jede die Herausforderungen ihrer Zeit meistern muss. Allen gemeinsam ist die Suche nach Heimat inmitten eines immer wieder aufkommenden Krieges, der Flucht und Getriebenheit zu einer Art Dauerzustand macht. In diesem Zusammenhang hätten der Geschichte mehr historische und politische Fakten gut getan. Im Mittelpunkt steht ganz klar die Familie Yacoub, dennoch verliert man etwas den Überblick über die Hintergründe, wenn man selbst nicht sehr firm mit den historischen Eckdaten und Verwicklungen der Staaten im Nahen Osten ist. Auch eine Karte hätte ich mir sehr gewünscht, um die ganze Geschichte auch geografisch besser einordnen zu können.
Die Autorin lässt ihre vielen Protagonisten abwechselnd in einzelnen Kapiteln zu Wort kommen. Durch die vielen Jahrzehnte, die in diesen Roman gepackt wurden, kommt es zu Zeitsprüngen, die mal mehr, mal weniger groß sind. Sie sind durch Jahreszahlen gekennzeichnet, dennoch musste ich meist nochmal zurückblättern und mir vergegenwärtigen, wieviel Zeit nun bis zum Perspektivwechsel vergangen war. Der sprachliche Stil hat mir sehr gut gefallen, auch wenn die eingestreuten arabischen Worte nicht unbedingt hätten sein müssen bzw. mir eine sofortige Erklärung besser gefallen hätte, als das Glossar. Ich mag es nicht, wenn ich ständig blättern muss.
Die Familie befindet sich ab der 2. Generation in der ständigen Suche nach Heimat. Man spürt förmlich, wie getrieben sie wirken, wie haltlos, da die Wurzeln fehlen. Jede Generation versucht für sich selbst, einen Halt in der Welt zu finden und geht dabei sehr unterschiedlich vor. Die daraus entstehenden Konflikte innerhalb der Familie fand ich sehr gelungen dargestellt.

Fazit:
Die Geschichte der Familie Yacoub hat mich berührt. Für meinen Geschmack hätte sie aber noch mehr durch politische und historische Informationen unterfüttert werden müssen, um alle Geschehnisse vollständig einordnen zu können. Bei den vielen Ortswechseln im Nahen Osten fehlt auch ganz klar eine Karte zur Orientierung.
Insgesamt ist es eine gut gelungene Familiengeschichte, die einige zentrale Themen auch unserer Zeit aufgreift und nachdenklich macht.