Aufrüttelnd

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laeti86 Avatar

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Eine dramatische Geschichte über über zwei Frauen deren Leben nicht kontroverser sein könnte. Klara ihre Mutter nach einem Schlaganfall aufgenommen hat, jedoch ist in ihrem Leben als Hauptverdienerin und Teilhaberin eigentlich kein Platz. Kein Platz und keine Zeit für den Wunsch nach einem zweiten Kind ihres Mannes, der tagtäglich im Ort fotografieren geht, und keine Nerven für ihre pubertierende Tochter von der sie immer mehr abgestoßen wird. Die Lösung soll Paulina, eine alleinerziehende Pflegerin aus der Slowakei sein, die sich alle zwei Wochen um Mutter Irene kümmert.

Das Buch beginnt schon direkt mit einem Knall, um dann zurück an den Anfang der Geschichte zu reisen, an dem sich die Beziehung zwischen den zwei Frauen entwickelt. So unterschiedliche Leben, doch auch Gemeinsamkeiten. Mitleid und Neid, alles gemischt entsteht doch auch eine Freundschaft. Susanne hat einen grandiosen Schreibstil und man kann sich in die einzelnen Schicksale der Protagonisten einfühlen. Auch die Schwierigkeit und die Härte den Verfall der eigenen Eltern zu ertragen. Mir gefällt diese anfängliche Ungewissheit wohin sich die Geschichte so wie das Verhältnis der Frauen entwickelt. Freundschaft oder Hass?

Sehr berührt hat mich auch der Aspekt der Schwierigkeiten, die Paulina als alleinerziehende Mutter hat, weit weg von den Kindern. Muss diese bei der Oma "abschieben" um Teil einer anderen Familie zu werden, deren Werte wie weder nachvollziehen noch akzeptieren kann. Sie fühlt sich immer mehr in die Ecke gedrängt, wenn ihr Klara bittet, noch länger zu bleiben, ihre eigenen Kinder noch länger warten zu lassen aber sie muss sich zwangsweise beugen, denn auf das Geld ist sie abgewiesen. Es werden so viele Themen aufgearbeitet, von alleinerziehenden Elternteilen über die  Rollenverteilung zwischen Beruf und Familie über die schwere Arbeitssituation in Pflegeberufen, vorallem auch in den osteuropäischen Ländern.
Ich durfte das Buch vorab lesen und ich bin begeistert. Anfangs kam es mir so unscheinbar vor aber dann entwickelt sich die Tiefe der Geschichte die auch nach klingt und einen nachdenklich stimmt.