Fein beobachtet, eindringlich und beeindruckend geschrieben
'Halbe Leben' beginnt mit Klaras tödlichem Sturz und ich frage mich, wie es dazu kam, gab es eine Entwicklung, die hier einen Schlusspunkt findet, war das etwas anderes als ein Unfall?
In Rückblenden erfahre ich, wie Paulína als Pflegekraft aus der Slowakei engagiert wurde, um sich um Klaras nach einem Schlaganfall oft orientierungslose und verwirrte Mutter Irene zu kümmern, die wie Paulína im Haus der Familie ein Zimmer bewohnt. Paulína erweist sich schnell als kompetente Betreuerin und willkommene Hilfe in Klaras und Jakobs Haushalt. Jakob ist leidenschaftlicher Fotograf und nicht berufstätig, Klara um so engagierter bei der Arbeit als Architektin, im Büro und auf Baustellen fühlt sie sich mehr zu Hause und wertgeschätzt als daheim.
Paulína ist der Meinung, sie würde von ihren heranwachsenden Söhnen Andrej und Riso nicht mehr gebraucht und lässt sich daher für jeweils zweiwöchige Pflegeeinsätze ins Ausland vermitteln und die Kinder in der Obhut der Schwiegermutter, doch es entsteht zunehmend eine Entfremdung nicht nur zu den Kindern, sondern sogar zur eigenen Wohnung. Gleichzeitig bleibt ihr das Leben in Österreich fremd und sie traut sich nicht, zusätzliche Aufgaben im Haushalt abzulehnen, um die Jakob und Klara sie bitten und die großzügig extra bezahlt werden. Bei aller Freundlichkeit und Einbindung in das Familienleben bleibt das Machtverhältnis zwischen Arbeitgeber und Angestellter jederzeit bestehen. Viele kleine Missachtungen Paulínas als Mensch lassen einen Riss im Verhältnis der drei entstehen und Klara ist feinfühlig genug, das zu bemerken.
In Paulína und Irene kann ich mich gut hineinversetzen, in Klara sehr viel weniger.
Susanne Gregor schreibt klar, ruhig, aber eindringlich. Einfühlsam und realistisch beschreibt sie Pflegesituationen und den Alltag in der österreichischen Familie ohne zu werten. Neben Klaras und Paulínas Perspektiven gibt es auch Irenes, Jakobs und Risos Sicht auf Paulína. Die Figurenzeichnung ist glaubwürdig, die Charaktere sind lebendig und haben Tiefe, besonders die Frauenfiguren. Hier hat mir gefallen, dass ich auch über ihre jeweilige prägende Familiensituation in der Kindheit erfahre.
Mich hat 'Halbe Leben' sehr beeindruckt und meinen Respekt für die Frauen, die ihr Leben zwischen Zuhause und der Arbeit im Ausland aufteilen, noch vergrößert. Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen.
In Rückblenden erfahre ich, wie Paulína als Pflegekraft aus der Slowakei engagiert wurde, um sich um Klaras nach einem Schlaganfall oft orientierungslose und verwirrte Mutter Irene zu kümmern, die wie Paulína im Haus der Familie ein Zimmer bewohnt. Paulína erweist sich schnell als kompetente Betreuerin und willkommene Hilfe in Klaras und Jakobs Haushalt. Jakob ist leidenschaftlicher Fotograf und nicht berufstätig, Klara um so engagierter bei der Arbeit als Architektin, im Büro und auf Baustellen fühlt sie sich mehr zu Hause und wertgeschätzt als daheim.
Paulína ist der Meinung, sie würde von ihren heranwachsenden Söhnen Andrej und Riso nicht mehr gebraucht und lässt sich daher für jeweils zweiwöchige Pflegeeinsätze ins Ausland vermitteln und die Kinder in der Obhut der Schwiegermutter, doch es entsteht zunehmend eine Entfremdung nicht nur zu den Kindern, sondern sogar zur eigenen Wohnung. Gleichzeitig bleibt ihr das Leben in Österreich fremd und sie traut sich nicht, zusätzliche Aufgaben im Haushalt abzulehnen, um die Jakob und Klara sie bitten und die großzügig extra bezahlt werden. Bei aller Freundlichkeit und Einbindung in das Familienleben bleibt das Machtverhältnis zwischen Arbeitgeber und Angestellter jederzeit bestehen. Viele kleine Missachtungen Paulínas als Mensch lassen einen Riss im Verhältnis der drei entstehen und Klara ist feinfühlig genug, das zu bemerken.
In Paulína und Irene kann ich mich gut hineinversetzen, in Klara sehr viel weniger.
Susanne Gregor schreibt klar, ruhig, aber eindringlich. Einfühlsam und realistisch beschreibt sie Pflegesituationen und den Alltag in der österreichischen Familie ohne zu werten. Neben Klaras und Paulínas Perspektiven gibt es auch Irenes, Jakobs und Risos Sicht auf Paulína. Die Figurenzeichnung ist glaubwürdig, die Charaktere sind lebendig und haben Tiefe, besonders die Frauenfiguren. Hier hat mir gefallen, dass ich auch über ihre jeweilige prägende Familiensituation in der Kindheit erfahre.
Mich hat 'Halbe Leben' sehr beeindruckt und meinen Respekt für die Frauen, die ihr Leben zwischen Zuhause und der Arbeit im Ausland aufteilen, noch vergrößert. Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen.