Frauenbilder und -rollen

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timphilipp Avatar

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Dieser Roman zeichnet ein gelungenes Bild zweier unterschiedlicher Frauen. Da ist zum einen die Enddreißigerin Klara – Karrierefrau in einer Männerdomäne, verheiratet mit einem beruflich wenig ehrgeizigen, verträumten Ehemann, Mutter einer 10jährigen Tochter, die ein besseres Verhältnis zur Großmutter als zur Mutter hat. Zum anderen ist da die gleichaltrige slowakische Krankenschwester Paulina, geschieden, allein erziehende Mutter zweier Söhne, die sie im Zwei-Wochen-Rhythmus ihrer Schwiegermutter überlässt, um aus finanziellen Gründen fern der Heimat als Pflegerin von Klaras Mutter zu arbeiten. Mehr und mehr vereinnahmt die Familie Paulina, auch für außerhalb der Pflege liegende Aufgaben, und erkennen sie rasch als wahre Perle, während diese zusehends unter Schuldgefühlen ihren eigenen Kindern gegenüber leidet und sich von ihren Arbeitgebern nicht mehr wahrgenommen fühlt. Irgendwann beginnt Paulina innerlich zu kochen und sich abweisend zu verhalten. Die Lage spitzt sich bei einer gemeinsamen Wanderung der beiden Frauen zu, als ein vermeintliches Unglück geschieht. Doch handelt es sich tatsächlich um eines? …
Die Situationen einer Familie, die plötzlich die Herausforderung der Pflege eines kranken Angehörigen stemmen muss, und einer aus Osteuropa stammenden 24-Stunden-Pflegerin werden realitätsgetreu geschildert. Ebenso realistisch ist das Bild, das von beiden Frauen gezeichnet wird – immer ist es an den Frauen, alles zu regeln, und dabei kommt an anderer Stelle etwas oder jemand zu kurz. Die ganze Atmosphäre passt gut dazu und es wird viel Spannung aufgebaut, die in der bereits oben aufgeworfenen Frage gipfelt, deren Beantwortung der Deutung des Lesers überlassen bleibt.
Ein unterhaltsamer, dennoch ernster Roman, der sehr lesenswert ist.