Nicht sein volles Potenzial entfaltet

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sandpan Avatar

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Susanne Gregors Roman Halbe Leben beleuchtet auf einfühlsame Weise die ungleichen Lebensrealitäten zweier Frauen. In einer klaren und unaufgeregten Sprache erzählt sie von Pflege, Abhängigkeiten und sozialen Ungleichheiten – Themen, die den Leser nachhaltig beschäftigen.

Besonders gelungen fand ich die wechselnden Perspektiven, die ein umfassendes Verständnis für die Protagonisten ermöglichen. Die Einblicke in das Leben jedes Einzelnen verleihen dem Roman Tiefe und machen ihn vielschichtig. Gerade das Thema der Pflegekraft aus der Slowakei hat mich besonders berührt, da ich selbst im Pflegesektor arbeite und es spannend fand, einen literarischen Blick auf die Erfahrungen von Arbeitskräften aus dem Ausland zu bekommen.

Der Schreibstil ist angenehm und gut lesbar, allerdings empfand ich die Kapitel teilweise als zu lang. Zudem hatte ich das Gefühl, dass viele interessante Themen angerissen, aber nicht vollständig ausgeführt wurden. Das Buch hat mich nachdenklich zurückgelassen, doch einige offene Fragen blieben unbeantwortet – hier hätte ich mir eine noch tiefere Auseinandersetzung gewünscht.

Insgesamt ist Halbe Leben ein lesenswerter Roman, der gesellschaftlich relevante Themen anspricht und zum Nachdenken anregt, auch wenn er an manchen Stellen noch mehr Tiefe hätte erreichen können.