Herzschmerz vorprogrammiert

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
literaturgefluester Avatar

Von

Julia, Sylvia, Cecelia und Emeline Padavano - vier Schwestern, die seit sie denken können zwei Paare bilden und zwischen denen eine komplizierte Mathematik herrscht, denn keine handelt unabhängig voneinander und wenn eine ein Problem hat, haben sie alle eins.
Julia, die Älteste der Schwesterngirlande, beginnt früh ihre Meilensteine im Leben zu verwirklichen, als sie sich in William verliebt. William, der voller Fragen steckt, auf die die willensstarke Julia die Antworten parat zu haben scheint, stets darauf bedacht fehlerlos zu bleiben. Mit ihr bekommt William die Chance Teil einer neuen Familie zu werden, denn seine eigene ist durch einen Verlust für immer verstummt. Doch verblassen die dunklen Wolken, die ihn seither umgeben, nie mehr vollständig, sondern drohen auch bald die innige Verbindung der Schwestern für immer zu kappen.

„Keiner möchte jemanden nahe sein, der so nahe daran ist, nicht mehr zu sein.“

Schmerzhaft und schön zugleich rückt Ann Napolitano ein Tabuthema unserer Gesellschaft in den Fokus: Depressionen.
Sie gewährt uns sensible Einblicke in die Gedanken der Betroffenen und Beteiligten, die sich oft wie Nadelstiche auf der Haut anfühlen. Doch weicht der zerstörerische, innere Konflikt auch immer wieder Momenten, in denen man spürt, wie die Luft förmlich aufbricht, um Raum zum Atmen zu lassen.
Viele Momente, die wunde Punkte drücken und die Chance auf einen Sieg schmälern, erzählen mitten aus dem Leben, und werden von der Autorin aus der Sicht von Julia, William und Sylvia lebhaft eingefangen.
Diesen verzeiht man am Ende auch die teils befremdlichen und kontroversen Handlungen, Meinungen und Reaktionen einzelner Charaktere, insbesondere der Mutter, Rose Padavano, die mir oft das Lesen schwer machte und mich stets mit dem Kopf schütteln ließ. Hier hätte ich mir rückblickend mehr Reflexion und Empathie gewünscht.

Was am Ende bleibt ist aber eine Geschichte, deren Seiten nur das Leben selbst mit all seinen bunten Facetten und Gefühlen füllen kann und die viel Gutes mit Funken voller Hoffnung und Heilung, hinterlässt.

„Das Leben hatte sie alle überrascht, als wäre das Wasser der Meere plötzlich dramatisch angestiegen und hätte ihre Boote jäh in die Höhe gerissen, mitten in einem Moment der Trauer.“