In allen Farben des Zusammenhalts

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„Hallo, du Schöne“ erobert dich nicht im Sturm, nicht von der ersten Seite an. Sondern Satz um Satz dauert es, bis es sich ganz langsam in dein Herz einschleicht. Und das ist auch gut so.

Ann Napolitanos neuer Roman beginnt ganz rudimentär mit den ersten Kindheitstagen des Protagonisten Williams im Jahr 1960. 48 weitere Jahre und viele weitere Figuren umspannt die Handlung auf den folgenden 520 Seiten. Denn William ist nur der heimliche Hauptcharakter, in Wirklichkeit dreht sich die Geschichte um die Familie und Geschwister Padavano: Julia, Sylvie, Emeline und Cecilia. Die Erzählung springt von Charakter zu Charakter ohne doppelt zu erzählen. Vor allem im letzten Viertel brilliert diese Erzählweise der Autorin. Dort sind die Stärken der Geschichte zu finden. Die Kapitel sind nicht mehr rund 10-12 Seiten lang, sondern nur 3-6, sodass eine Geschwindigkeit aufgebaut wird, der der Geschichte zuvor gefehlt hat. Der Rhythmus wird schneller, es kommt Schlag auf Schlag und dann, kurz vor Ende, wird es noch einmal ganz leise.

Titel, Cover und Handlung waren selten so gekonnt miteinander verknüpft. Der Ausdruck „Hallo, du Schöne“ taucht zwar nur selten auf, spannt sich aber wie ein Rahmen um die Geschwister. Eine zauberhafte Phrase, die besser nicht hätte gewählt werden können. Und vom Cover schwärmt sowieso jeder. Umso erfreulicher, dass es in der Handlung als Gemälde/Wandbild indirekt Erwähnung findet. Denn der Leser kann sich am Ende aussuchen, ob das Bild der Frau in der Geschichte selbst Erwähnung findet und womöglich sogar eine der Schwestern darstellt.