Sehr gelungen

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mike nelson Avatar

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Sehr gelungen. Ann Napolitanos "Hallo du Schöne" gehört zu den Romanen, von denen man sich wünscht, dass Sie nie ein Ende finden würden. Ausgezeichneter Stoff für eine Serie, die man sich an einem verregneten Wochenende mit seinen besten Freund:innen im Rahmen eines Guck-Marathons anschauen würde (und ich vermute, dass Fans von 'Gilmore Girls' auf jeden Fall dabei wären, geht es doch auch um die Geschichte einer Familie und um Zusammenhalt). Im Zentrum steht die weiblich dominierte Familie der Padavanos. Und obwohl die vier Schwestern auf ihre Art sehr unterschiedlich sind, fühlen sie sich stets wie durch ein inneres Band miteinander verbunden. Die männliche Hauptfigur William, großgeworden in einem absolut lieblosen Elternhaus, aufgewachsen in einer Familie mit dem unbewältigten Trauma des frühen Todes seiner Schwester, arbeitet sich mühevoll ins Erwachsensein hinein und entdeckt zunächst im Basketball seine Bestimmung. Er lernt Julia kennen, die älteste Schwester der Padavanos - und was zunächst vielversprechend beginnt, droht trotz Hochzeit und Schwangerschaft schon bald wieder zu zerbrechen. Julias Geschwister mögen William und halten den Kontakt. Bis dann mehrere Krisen das Gefüge erschüttern und jeder auf seine Weise gefordert ist, über sich selbst hinauszuwachsen. Das wunderbare an dem Roman: Der permanente Perspektivwechsel, die Entwicklung der Beziehungen über mehrere Jahrzehnte hinweg und das Gespür der Autorin für psychologische Zusammenhänge. Ein Punkt Abzug: Weil gegen Ende die Zeitsprünge größer und die Kapitel um einiges kürzer werden, so dass stellenweise das Gefühl entsteht, man würde dem Ende der Geschichte entgegenstolpern. So hätte dieser absolut lesenswerte Roman durchaus 200 Seiten mehr an Länge vertragen.