Zu oberflächlich

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xirxe Avatar

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Zwei junge Männer eröffnen die Motorradsaison, wobei einer der beiden, Hannes, schwer verunglückt. Er liegt im Koma und es scheint keine Aussicht auf Besserung zu geben. Sein bester Freund Uli, der mit ihm unterwegs war, gibt aber die Hoffnung nicht auf. Neben seinen häufigen Besuchen schreibt er ihm beinahe täglich, zum einen um mit seinen Gefühlen, Wut und Schmerz, klar zu kommen. Zum andern, um Hannes die fehlende Zeit dokumentieren zu können, wenn dieser aufwacht. Denn Uli glaubt daran, dass Hannes wieder zurückkommt.

Der Protagonist dieses Buches ist ein 21jähriger junger Mann, der zur Zeit seinen Zivildienst in einem Heim für seelisch instabile Menschen ableistet. Und vielleicht ist dieses recht jugendliche Alter der Grund, weshalb seine Niederschriften ziemlich an der Oberfläche bleiben. Er beschreibt seine alltäglichen Erlebnisse, leicht und immer wieder auch amüsant zu lesen, in einem locker-flapsigen Ton und vergisst dabei ebensowenig, seinen momentanen Seelenzustand zu erwähnen. Doch dabei bleibt es dann leider. Dass Nele, eine Freundin von Hannes ihn angreift ('Ihr mit euren blöden Motorrädern...'), wird mit drei bis vier Sätzen abgehandelt, wobei es sicherlich interessant gewesen wäre zu erfahren, wie er mit den peinigenden Fragen umgeht, an die man in solchen Situationen denkt ('Wieso habe ich nicht...? Hätte ich nur...'). Oder auch die Verdächtigung des Schwulseins: kurz drei, vier Sätze und das Thema ist abgehakt.

So bleibt es bei einer mehr oder weniger dokumentarischen Aufzeichnung eines nicht allzu aufregenden Lebens eines 21jährigen, die zwar nett geschrieben ist, aber das war es bedauerlicherweise dann auch. Schade, aus dieser Idee hätte man mehr machen können. Muss ich nicht lesen.