berührende Geschichte

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mainstreamgoere Avatar

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Rita Falk wurde mir bereits mehrfach empfohlen und somit habe ich mich endlich an ein Buch von ihr herangewagt. Da ich nicht direkt mit ihrer „Eberhofer“-Reihe beginnen wollte, habe ich mich für ein Einzelband entschieden und ich war sehr gespannt, was ich von „Hannes“ halten werde.

Der Schreibstil hat mir sehr gefallen. Rita Falk hat eine leichte und angenehme Sprache und die Seiten lesen sich trotz der eher traurigen und manchmal hoffnungslosen Situation sehr schnell und flüssig. Das Buch ist wie ein Tagebuch verfasst, denn Uli, der beste Freund von Hannes, möchte, dass dieser nichts verpasst und alles erfährt, wenn er aus dem Koma erwachen sollte. Dabei sind besonders die Gedanken und Gefühle glaubwürdig und intensiv geschildert.

Die Thematik ist alles andere als leicht: Hannes hat mit seinem Motorrad einen Unfall und liegt daraufhin im Koma. Obwohl die Prognosen nicht die besten sind, möchte ihn niemand aufgeben und besonders Uli ist so oft es geht im Krankenhaus und steht ihm bei. Durch die Tagebucheinträge erfährt man einiges über ihre Freundschaft, aber auch über andere Freunde, Bekannte und Familienmitglieder, die fast immer anders mit der momentanen Situation umgehen.

Durch die Tagebucheinträge lernt man Uli sehr gut kennen und dadurch auch Hannes. Andere Freunde und Familienmitglieder kommen nicht zu Wort, allerdings beschreibt Uli deren Verhalten bzgl. des Komas und auch, wie sie sich sonst verhalten. Wer ihn besucht, wird ausführlicher erwähnt, andere, mit denen er lediglich spricht, erhalten kleinere Rollen, was dabei aber nur selbstverständlich ist. Dennoch erfährt man, wie unterschiedlich mit der Situation umgegangen wird und dies stimmte mich nachdenklich: Wie würde ich reagieren? Wäre ich jedem Tag im Krankenhaus? Würde ich dies überhaupt durchstehen?!

Obwohl mir das Buch richtig gut gefallen und mich berührt hat, gibt es aber dennoch einen Kritikpunkt, über den ich nicht hinwegsehen kann. Es wird sehr viel auf die Gegenwart eingegangen, aber leider wird viel zu wenig auf die Vergangenheit, speziell auf den Unfall, eingegangen. Ich habe gehofft, dass man speziell auf diesen Moment eingeht, da Uli selbst dabei war, aber leider findet man dabei keine aufrichtigen Gedanken. Ich hätte es einfühlsamer gefunden, wenn Uli an sich und der Situation gezweifelt hätte, wenn er hinterfragt hätte, ob der Ausflug mit den Motorrädern eine gute Idee war, aber leider ist dies nicht der Fall. Wäre dies vorhanden gewesen, hätte ich eventuell noch eine Spur mehr mit Uli und Hannes mitgefühlt.

Das Cover ist schlicht, aber durchaus passend, denn die Geschichte spricht für sich und hat ein überladenes oder gar buntes Cover überhaupt nicht nötig. Die Kurzbeschreibung ist ebenfalls gelungen und hat mich direkt angesprochen.

Insgesamt hat mich „Hannes“ sehr berührt und ich konnte das Buch nur selten aus den Händen legen. Obwohl das Buch recht kurz ist, erlebt man sehr viele emotionale Momente und die Geschichte hat mich an vielen Stellen zum Nachdenken gebracht. Wer Rita Falk noch nicht kennt, hat definitiv etwas verpasst.