Bewegend!

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mel.e Avatar

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Hannes ist ein wirklich sehr bewegender Roman rund um eine sehr, sehr tiefe Freundschaft, die sich wohl jeder so in seinem Leben wünschen würde. Gestern noch zusammen gelacht und heute am Bett des besten Freundes, der nach einem Motorradunfall im Koma liegt. Erzählt wird das Buch im Briefstil. Briefe die Ulli an seinen Freund schreibt um ihm teihabenzulassen an den Dingen, die er vielleicht verpasst. Vielleicht am Anfang etwas ungewöhnlich, aber man findet schnell hinein in die Tagebuchform. Was mich hier sehr bewegt ist die Tatsache, das Ulli Hannes in alles mit einbezieht und auch den Sex in der Besenkammer nicht auslässt. Früher haben sie gemeinsam darüber gelacht. Nun ist es nur Ulli der sich am Leben erfreut und Hannes quasi dahinvegetiert. 

 

Es ist ein Buch, welches man mit einem lächelnden und einem weinenenden Auge liest, denn Ulli merkt man schon an, das er erst 21/22 Jahre alt ist und er beschreibt sein Leben teilweise sehr amüsant. Im Hintergrund verläuft dann Hannes Leben langweilig und an Schläuchen angeschlossen. Dennoch ist sein Freund immer präsent und verteidigt seinen Freund wie einen Löwen. Der Arzt nennt diese Freundschaft: Ein Geschenk Gottes! und ich denke jede/r von uns wünscht sich so eine tiefe und enge Beziehung wie sie Ulli und Hannes hatten vor dem Unfall. Freunde für immer. Freunde, die gemeinsam durch dick und dünn gehen, sich alles sagen, miteinander in den Urlaub fahren, einfach Spaß haben und eben auch keine Geheimnisse voreinander haben. Ulli fällt es oft schwer, wirklich alles aufzuscheiben, was er Hannes sagen möchte, manches würde er gerne verschleiern, aber wir merken ihm an, das er eine absolut ehrliche Haut ist und so berichtet er alles, auch den Verrat von Hannes Freundin Nele und Kalle einem Kumpel. 

 

Manchmal ist Ulli auch blind und willl den Tatsachen nicht ins Auge sehen, das sich eben keine Veränderungen zeigen wollen und Hannes eben im Koma liegt, bis eines Tages, dann doch ein Wunder geschieht und Hannes die Augen aufschlägt........

 

 

 

Bis hierhin habe ich euch mitgenommen in die Handlung und mehr mag ich einfach nicht schreiben, denn dieser Roman setzt sich mit vielen Dingen auseinander, die wir oft aus unserem Leben ausblenden möchten. Da wäre z.B der Tod - großes Thema für jeden von uns. Der Tod ist etwas, was uns ängstigt, gruselt und etwas was wir meist mehr als alles fürchten, weil er uns unbekannt ist. Wir fürchten uns aber nicht nur davor selbst sterben zu müssen, sondern vor allem eher davor, geliebte Menschen gehen lassen zu müssen. Wir haben Angst vor dem Verlust und so ergeht es auch Ulli, das lesen wir oft zwischen den Zeilen und daher ist dieses Buch so bewegend, denn es spricht das aus, was wir alle fürchten, jemanden, den wir lieben, mit dem wir eine echte Bindung haben, verlieren zu müssen. Ich finde, das der Autorin dieses Tabuthema Komapatient und Tod zusammenzufügen wirklich gelungen ist. Ich habe schon einige Rezensionen gelesen und merke, das jede/r irgendwie berührt war und einige sogar Taschentücher brauchten, weil das Buch einfach so sehr bewegt und echten Tiefgang beweist.

 

Mir ist es oft schwergefallen das Buch zur Seite zu legen, denn ich wollte wirklich wissen, wie es nun mit Ulli und Hannes weitergeht. Ob Hannes Fortschritte macht und erwacht, ob er Ulli wahrnimmt oder ob irgendwann einfach die Geräte abgeschaltet werden. Die Briefe die Ulli an Hannes schreibt werden ein wunderbares Vermächtnis sein, eine Erinnerung an den Hannes, der Hannes gewesen ist, bevor er diesen unsinnigen Unfall hatte. 

 

Uns begegnen einige Personen, die uns vielleicht eher unsympathisch sind, einige, die wir sofort ins Herz schließen. Alle diese sind aber wichtig um das Umfeld in dem sich Ulli bewegt aufzuzeigen. Hannes macht zwar einen großen Teil seines Lebens aus, aber er muss ja auch arbeiten, sich mit anderen Freunden treffen und natürlich hat er auch Eltern. Eltern, die ein klein wenig kompliziert sind und sich interessanterweise auch sehr gut mit den Eltern von Hannes verstehen. Was vielleicht verständlich ist, wenn man bedenkt, wie lange Ulli und Hannes befreundet sind.

 

 

 

 

Ich kann und muss dieses Buch einfach weiterempfehlen, denn es gehört zu den Büchern, die man unbedingt gelesen haben muss. Es besitzt Witz und einen ganz besonderen Charme, denn Ulli entführt uns natürlich auch in seine Arbeitswelt als Zivi und da wird dir sicherlich der eine oder andere Lacher gewiss sein. Gepaart mit Witz und echtem Tiefgang ein Buch, welches nachwirkt und das lag sicherlich auch im Interesse der Autorin.

 

Bevor ihr euch das Buch kaufen möchtet, ausleihen oder was weiß ich auch immer, seid euch bewusst, das es auch, wenn es an manchen Stellen recht witzig ist auch einige harte Brocken sind, die euch begegnen werden. Überlegt euch vorher, ob ihr das psychisch tragen könnt, falls ihr ähnliches erlebt habt wie Hannes und Ulli oder sogar schlimmer noch einen schweren Verlust erlitten habt, dann lasst vielleicht doch besser die Hände davon. 

 

 

Das Cover ist vielleicht eher unscheinbar, denn es ist überwiegend aus Schrift und  Blättern einer Kastanie gehalten. Die Kastanie spielt aber eine große Rolle in dem Buch, denn Ulli, der sich oft auf die Fensterbank des Krankenhauszimmers setzt schaut in die Kastanie die vor dem Fenster steht und findet dort Ruhe und Kraft.

 

 

 

 

 

 

 

Vielen Dank für dieses schonungslose Buch Frau Falk! Danke auch, das sie kein Blatt vor den Mund genommen haben und uns mitgenommen haben in eine wunderbare Freundschaft, die wohl jede/r gerne genauso hätte.