Freundschaft & Abschied

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
ballerina Avatar

Von

Hannes hatte bei einem gemeinsamen Motorrad-Ausflug mit Uli einen Unfall und liegt seitdem im Koma. Nachdem Uli seinen ersten Schock überwunden hat, beschließt er, seine Erlebnisse quasi als Tagebuch in Briefform an/für Hannes zu schreiben, damit dieser das Versäumte nachlesen kann, wenn es ihm wieder besser geht... 

Soviel zu der Idee des Buches, das von Rita Falk extrem gefühlvoll umgesetzt wurde. Auf sehr schnell zu lesenden ca. 200 Seiten schreibt sie aus Ulis Sicht über dessen Leben zwischen Zivildienst, Krankenhausbesuchen und Kontakt mit Freunden & Familie.

Vielleicht beschreibt sie all diese Erlebnisse zu gefühlvoll. Ich weiß nicht recht, woran es lag, aber alles in allem war mir die Handlung trotz des schweren Themas einfach zu glatt gestrichen und wirkte auf mich leider zu vorhersehbar und zu sehr romantisiert. Klar, Uli leidet, aber auf wundersame Weise wird ständig alles gut, zumindest kommt es mir so vor. In dieser schwierigen Phase tritt er seinen Zivildienst an und hat dort sofort einen super Draht zur Leiterin Schwester Walrika. Er versteht auf Anhieb die Sorgen von Frau Stemmerle. Nach kurzer Zeit findet er sogar Zugang zur zunächst so abweisend wirkenden Psychologin Iris Redlich ("die Redlich Iris"). Mit seinen Freunden und Nele, der (Ex-)Freundin von Hannes, gibt es zwar ein paar Reibereien, aber Uli hat neben Hannes trotzdem immer einen Freund zur Hand. Im Zivildienst läuft insgesamt alles überragend gut. Als es Uli ein paarmal ziemlich schlecht geht, weiß Schwester Walrika den richtigen Rat oder schickt ihn an die richtige Stelle, damit er zu sich findet. Die beschriebenen Umstände mit dem Freund im Koma sind eine extrem traurige Ausgangsposition. Aus den beschriebenen Gründen kam mir beim Lesen eben immer wieder der Gedanke, dass die ganze Geschichte doch sehr bemüht konstruiert ist.

Vielleicht sollte man als Leser einfach darüber hinwegsehen und Frau Falk ein Lob aussprechen, dass sie sich mit diesem Buch überhaupt auf komplettes Neuland gewagt hat. Schlecht hat sie das auch nicht gemacht, aber aus meiner Sicht eben auch nicht extrem gut. Es waren viele wunderschön gefühlvolle Beschreibungen enthalten, derentwegen es sich lohnt, "Hannes" zu lesen, aber man sollte vielleicht einfach auch nicht zuviel erwarten.

Vielen Dank für das Leseexemplar!