Von einer Party zur nächsten, weniger glamourös als man denkt!

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janneke Avatar

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Cocktails, Vintage-Kleidung und schillernde Partys. Das ist der Traum, den Gala und Isa in New York leben – oder zumindest leben wollen. Der Preis? Ganz schön hoch, wenn man pleite ist... aber wie schaffen es die Beiden dann, von Party zu Party zu tanzen?

„Happy Hour“ bietet einen faszinierenden Einblick in das wilde und ungebundene Leben zwei junger erwachsener Frauen, für die das Leben eine einzige Party zu sein scheint. Marlowe Granados hat einen sehr erfrischenden, gut lesbaren Schreibstil, der das Buch trotz fehlender Tiefe der Charaktere und des Plots sehr unterhaltsam macht. Sie schreibt eigen, flott und stets in der Grätsche zwischen dreist und humorvoll.

Isa und Gala sind eher unsympathische Protagonistinnen, doch ihr ungebundenes Leben und ihre vermeintliche Freiheit haben mich beim Lesen gepackt. Beide leben in den Tag hinein und in die Nacht hinaus, ohne dabei Rücksicht auf andere zu nehmen und genau genommen nehmen sich auf wenig Rücksicht auf sich selbst. Eine Party jagt die nächste und oftmals sind es nicht mal gute!

Obwohl ich mir mehr „Trashy-Gossip-Girl-Vibes“ vorgestellt habe und ich weniger NY-Feeling hatte als erwartet, passte das chaotische Leben der beiden, in dem alles Schlag auf Schlag kommt, doch in die pulsierende Welt meiner Vorstellung von New York. Die Darstellung von Alltagsrassismus und Oberflächlichkeit mag einige Leser abschrecken, für mich passt es aber gut zur Realität und zur erzählten Geschichte.

Am Ende geht es doch mehr um Geldsorgen, Schmarotzern und Alkohol. Isa und Gala ziehen schamlos ihr Ding durch, ohne dass weder für sie noch für die Leser immer klar ist, was das eigentlich ist. Es hat mich an "Die Einladung" von Emma Cline erinnert, in dem ebenfalls eine unsympathische Protagonistin eine faszinierende Geschichte trägt.

Letztlich gelingt es "Happy Hour", durch die besondere Erzählweise und die authentische Darstellung eines Lebensstils zu überzeugen. Man muss die Charaktere nicht mögen, um das Buch zu schätzen, und gerade die unverblümte Darstellung des Lebens von Isa und Gala macht es zu einer Empfehlung meinerseits.



Zum Thema Alltagsrassismus:

Ich muss sagen, dass mich das tatsächlich gar nicht so stört, dass der Alltagsrassismus nicht wirklich eingeordnet wird. Es ist eine Tatsache, dass Alltagsrassismus stattfindet - was absolut grausam ist. Für mich passt es aber sowohl zum Roman im Ganzen, als auch zu den Personen und der Zeit, in der es stattfindet. Es ist wichtig darüber in den Diskurs zu gehen und es ist wichtig anzuerkennen, dass wir Alltagsrassismus im echten Leben und auch in Büchern begegnen. Genauso sehe ich es auch mit den Problemen, die wir Frauen im Generellen haben (nachts allein rumlaufen, Taxi oder Bahn fahren, Catcalling, usw) all das sind Probleme und die sind schlimm! Aber leider finden manche Momente einfach innerhalb weniger Sekunden statt und sind für außenstehende dann vielleicht auch schon wieder vorbei. Manchmal ist sich unser Gegenüber nicht mal bewusst, dass das Gesagt etwas Beleidigendes oder Rassistisches ist - vielleicht war es sogar als Kompliment gemeint. Wir sind nicht mehr im Jahr 2013, aber viele Probleme bestehen noch immer und ich denke so Foren wir hier, in denen wir uns darüber empören und vielleicht auch weiter mit anderen Menschen über unsere Empörung sprechen, helfen zumindest in Teilen, Rassismus nicht als etwas Normales abzutun.