Etwas enttäuschend

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stephanus217 Avatar

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Aber vielleicht bin ich auch mit falschen Erwartungen an das Buch heran gegangen. Aber der Reihe nach:

Bereits die Buchgestaltung hat sich beim Lesen als unglücklich herausgestellt. Mehr Professionalität hätte vielleicht geholfen. In der Geschichte der Buchkunst haben sich nicht ohne Grund diverse Handwerkskünste herausgebildet, vom Drucker und Schriftsätzer bis hin zu Lektoren, Redakteuren etc. heutzutage.

Das fängt bereits mit der Textfarbe an; wie man einen Buchtext hellgrau drucken kann, ist mir völlig unbegreiflich!!!

Auch die Bindung hält einem normalen (pfleglichen) Gebrauch nicht stand. Der Sprache hätte ein Lektorat gut getan und ein Bildredakteur hätte auch einiges zu tun gehabt. Die Fotos sind ja wirklich nett, aber für Aussenstehende nicht wirklich aussagekräftig und vermitteln eher den Eindruck eines Diaabends mit Fotos aus einem Urlaub, bei dem man selbst nicht dabei war.

Worum es geht, ist schnell erzählt. Sarah, Pressereferentin aus Berlin und Mathias, österreichischer Skilehrer sind erst seit kurzem ein Paar, beschließen aber bereits, ihre bürgerlichen Existenzen aufzugeben und mit einem umgebauten VW-Bus durch Europa zu touren. Von diesem Road-Trip erzählt die Autorin. Es geht über den Balkan, Polen, das Baltikum und die skandinavische Ostküste bis zum Nordkap und von dort, etwas westlich, wieder gen Süden, bis nach Griechenland.

Wer jedoch, wie ich, einen Reisebericht erwartet hat, wird enttäuscht; von den vielen Etappenzielen erfährt man nicht so viel, von ein paar Highlight, etwa Kroatien, mal abgesehen. Für mich ist das eher die Geschichte einer frischen Beziehung, die sich im Alltag bewähren muss und in der erste Krisen gemeistert werden. Die räumliche Enge eines Campers und die Beschwernisse eines solchen Trips wirken dabei wie ein Brennglas. Das ist durchaus interessant, teilweise amüsant, stellenweise auch zum Brüllen komisch. Oft kommen die beschriebenen Ereignisse aber nicht über Banalitäten hinaus. So geht es etwa los mit einem Streit über die Höhe des Grases am neuen Stellplatz. Zugegeben, ich übertreibe, da kommt auch noch mehr. Die Geschichte ist insgesamt lebendig und flott erzählt und lebt davon, dass jeder, der schon mal selbst mit einem Camper unterwegs war, diesen kleinen Irrsinn so oder so ähnlich selbst schon erlebt hat.

Das ist nett, aber muss man deshalb darüber gleich ein Buch schreiben?