Viel verschenktes Potenzial

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missdejavu Avatar

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Zum Inhalt:
Die junge Protagonistin und frische Harvard-Absolventin Erica Hathaway ist auf der Suche nach einem Investor für ihr Internet-Startup, wobei sie auf den gutaussehenden self-made Millardär Blake Landon trifft. Und auch wenn Erica gerade ganz und gar keine Zeit für etwas anderes als ihre neue Firma hat, nimmt Blake auf einmal nicht nur einen immer größeren Teil ihres Lebens ein, sondern stellt dieses auch noch ganz schön auf den Kopf. Denn obwohl Erica sich bemüht von Blake fern zu bleiben und ihn zunächst überhaupt nicht ausstehen kann, schafft sie es schon bald nicht mehr Blakes Anziehungskraft zu widerstehen.

Kritik:
Nachdem die Leseprobe doch einen einigermaßen positiven Eindruck auf mich hinterlassen hat, bin ich nach Lesen des ganzen Buches eindeutig enttäuscht.
Der Schreibstil bleibt ziemlich gleich, ein wenig locker und umgangssprachlich, was den Roman angenehm zum Lesen macht, doch das Buch sticht bei weitem nicht als eine überragende schriftstellerische Leistung heraus, es hängt eher gerade so am soliden Durchschnitt.
Inhaltlich entwickelt sich der Roman sehr vorausschauend. Natürlich kommen Erica und Blake sich immer näher und gleichzeitig treten aber immer wieder kleinere und größere Probleme in Ericas Leben. Der Handlungsstrang um ihr Startup-Unternehmen zieht sich zwar konsequent weiter durch das Buch, könnte aber für meinen Geschmack manchmal noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit bekommen. Die Probleme, die sich hin und wieder ergeben, die Erica um ihre eigene Firma kämpfen lassen, wirken – nicht zuletzt auf Grund von Blakes Vermögen – mehr oder minder sehr belanglos, da entsteht wenig Spannung, keine Empathie mit den Charakteren mitzufiebern.
Auch die anderen Ereignisse, die geschehen sind, vor allem in Ericas Vergangenheit lassen kein Klischee aus. Da schafft es das Buch, zumindest bei mir, wenig Spannung zu erzeugen, von einem Gefühl der Überraschung ganz zu schweigen.
Wenn man nicht ganz hinterm Mond lebt, ist einem schon bei der Inhaltsbeschreibung klar, dass ein großer Fokus in dem Buch natürlich Sex und Leidenschaft ist. Wo im ersten drittel des Buches noch beinahe enttäuschend wenig passiert, holt die Autorin dafür in den folgenden beiden Dritteln mehr als auf. Es kommen einige Sex-Szenen vor, jedoch auch nicht so viele, dass es für die Art von Roman zu viele wären. Über den Inhalt und die Art der Szenen lässt sich streiten, meinen Geschmack trifft die Autorin mit dem doch recht plumpen und direkten Stil leider nur in sehr wenigen Abschnitten. (Vor allem wer etwas in die BDSM-Richtung erwartet wird lediglich mit kleinen Hinweisen darauf abgespeist. Das hebt sich die Autorin wohl für die kommenden Bände auf.)
Auch was Ericas Verhalten in manchen Situationen angeht, macht es dem Leser schwer sich wirklich in die Hauptperson hineinzuversetzen, denn selbst mit übersprudelnden Hormonen, jahrelangem Sex-Entzug und dem heißesten Kerl des Universums, finde ich ihre Reaktionen hin und wieder schon ein bisschen sehr überspitzt dargestellt. Ich will schon noch einen Liebesroman lesen, kein Fantasy- oder Märchenbuch.
Trotz der unglaublich vielen Schwächen muss ich aber doch auch gestehen, dass mich das Buch auf seine ganz eigene Art gefesselt hat. Schwer zu sagen, ob es vielleicht an den sonst doch ganz realistisch und dreidimensionalen Charakteren liegt, oder an dem flüssigen Storyverlauf an sich oder einfach an der Lust mal wieder eine richtig leichte Lektüre zu lesen.

Fazit:
Die vielversprechende Leseprobe hat sich schnell als Standard-Klischee-Lovestory entpuppt.
Wer genau das erwartet wird hier definitiv nicht enttäuscht, wer allerdings eine tiefgehende Handlung mit unerwarteten Wendungen erwartet, der sollte von Hardwired lieber die Finger lassen!
Das Buch bekommt nach langem Überlegen und viel negativer Kritik dennoch 3 Sterne von mir, da es für das Genre und wenn man nicht allzu viel erwartet durchaus eine unterhaltende Lektüre für Zwischendurch darstellt.