In den Bann gezogen!

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leo.leporello Avatar

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Was für ein Buch! Es geht gleich medias in res. Schon das Cover ist perfekt gewählt, zeigt uns das Harlem der 60er als Schauplatz dieses neuen Romans von Colson Whitehead. Die Figuren- und Milieuschilderung wirkt super authentisch und ist breit gefächert. Die Alltagsnöte der Unterschicht (etwa die Zahlungsfähigkeit, der Lebensunterhalt) im Allgemeinen und die Nöte der Schwarzen Bevölkerung (der offen grassierende Rassismus) im Besonderen spielen eine Rolle. Mit Ray Carney als Protagonisten bekommen wir eine wunderbare vielschichtige Figur präsentiert, die sich in der Grauzone der Geschäftemacherei bewegt, mit dem Herz am rechten Fleck, aber im Kampf um das tägliche Brot zu einigen krummen, zwielichtigen Dingen gezwungen. Seine Beziehung zu Elizabeth, die für ihn auf manches verzichtet, was ihre Eltern für sie gewollt hätten, deutet sich indes schon in den ersten beiden Kapiteln als eine besonders liebevolle an. "Harlem Shuffle" verspricht eine großartige, liebevoll detailreiche und gesellschaftskritische Geschichte zu sein, die einem tief hineinzieht in Zeit, Ort und Köpfe seiner Figuren: spritzig erzählt, mit viel Einfühlungsvermögen und großer Darstellungsgabe, die in einem Satz vor uns ein Panorama entfalten und es mit dem nächsten erweitern. Ich bin richtig angefixt!