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onepoundofbacon Avatar

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Ray Carney ist keine Gangster, wie man ihn aus zahlreichen Büchern und Filmen kennt. Er würde nicht einmal zum stereotypischen Kleingangster taugen (diesen Part übernimmt sein Cousin, Freddie).
Trotzdem hängt unser Protagonist ganz tief drin in den Machenschaften von Harlem: dem Schutzgeld an Polizei, Kriminelle, Geschäftspartner, dem Pläne schmieden, dem Strippenziehen. Aber er bewahrt sich vermeintlich seine ehrliche Haut, seine heile Familie und sein aufstrebendes Möbelgeschäft (zu dem er nicht so ganz aus eigener Kraft kam, wie er es sich gern einreden würde).

Ray Carney ist ein interessanter Charakter, der schlüssig handelt, seine moralischen Vorstellungen von Recht und Unrecht hat und seine entsprechende Logik bzw. Logikfehler.

Ein gutes Buch, wenn auch ich gestehen muss, dass mir der Einstieg schwer fiel; Harlem wollte sich nicht richtig "echt" für mich anfühlen und zu den Charakteren habe ich auch keinen richtigen Draht gefunden.

Ich gebe aber zu, dass nach dem Hype von Whiteheads "Nickel Boys" vielleicht eine zu große Erwartungshaltung aufgebaut wurde, der dieses Buch einfach nicht gerecht geworden ist.