Historischer Roman über das Harlem der 60er

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
kokoloreslot Avatar

Von

In seinem neuen Roman schreibt der zweifache Pulitzer-Preisträger und Bestsellerautor Colson Whitehead über das schillernde Harlem in den 60er Jahren und einen Mann, der einen Traum verfolgt, aber trotz ehrlicher Arbeit und Anstrengung, nicht ohne Betrügereien auskommt.

Es geht um Raymond Carney, der aus einfachen Verhältnissen aus Georgia stammt. Sein Vater Big Mike hat sich einen Namen in der kriminellen Welt von Harlem gemacht; doch damit will Ray eigentlich nichts zutun haben. Er führt einen Laden für neue und gebrauchte Einrichtungsgegenstände, und sieht sich immer wieder mit diskriminierenden Unterschieden von Schwarzen von Weißen konfrontiert. Sein Cousin Freddie nimmt es dabei weniger genau und schiebt ihm den ein oder andern Fernseher unter, der vom Laster gefallen ist. Letztlich bleibt Ray kaum eine Wahl und es stellt sich die Frage, ob das nicht sein vorherbestimmtes Schicksal ist.

Was mir am besten gefallen hat, war das authentisch geschilderte New Yorker Viertel Harlem der 60er Jahre. Dieses nostalgische Setting war die richtige Wahl für eine Ganovengeschichte, genau so wie die schonungslose Sprache, die auch in der Übersetzung, auf Wunsch des Autor, historisch getreu wiedergegeben wurde. Die zahlreichen Figuren sind facettenreich beschrieben und gewähren ausführliche Einblicke in ihr Leben. Aber so faszinierend die Beschreibungen auch sind, Whitehead verliert sich in abschweifenden Gedanken, Nebensächlichkeiten und verzweigten Geschichten. Das macht es schwieriger, der Haupthandlung zu folgen, die nur partiell wirklich spannend und mitreißend wird. Ein historischer Roman, der mit seiner brillanten Kunst und Recherchearbeit einen dritten Preis gewinnen dürfte, aber dessen Haupthandlung stark in die Länge gezogen wurde. Dadurch würde ich nur bedingt eine Leseempfehlung aussprechen. Für Einige mag das den Charme des Romans ausmachen, aber ich habe mich damit im Verlauf des Buches etwas schwer getan, was das Lesevergnügen angeht.