New York der 60er

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dozzeline Avatar

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"Carney fragte nach einer Telefonnummer. Als bäte er einen Kunden um nähere Angaben. Der Kahle sagte: „Sie wohnen hier in der Gegend, Sie wissen schon, wie Sie sich mit uns in Verbindung setzen. Und das würde ich Ihnen auch empfehlen.“"

Carney ist ein Möbelhändler im Harlem der 50er/60er Jahre. Eigentlich hat er mit „krummen Dingen“ nichts am Hut, allerdings fragt er auch nicht so genau nach, wie manche Dinge den Weg in seinen Laden finden. Sein Cousin Freddie hingegen ist auch spektakulären kriminellen Aktionen gegenüber nicht abgeneigt, solange die Ausbeute stimmt. Und hat weniger Probleme, seinen Cousin Carney ungefragt als Komplizen anzuwerben…

„Harlem Shuffle“ ist der neuste Roman des zweifachen Pulitzer-Preisträgers Colson Whitehead. Anders als in „Underground Railroad“ und „Nickel Boys“ ist die Diskriminierung schwarzer Amerikaner in „Harlem Shuffle“ nicht das Hauptthema des Buches, schwingt in dem Setting des noch stark segregierten New Yorks aber natürlich immer mit.
„Harlem Shuffle“ ist aufgeteilt in drei zeitliche Abschnitte mit jeweils ein paar Jahren Versatz. Mit jedem Abschnitt werden Carney (und vor allem Freddie) tiefer in die Harlemer Unterwelt gezogen, die vor allem Carney, der Sohn eines Kriminellen, eigentlich meiden wollte, während Carney während des Tages ein normales, beschauliches Familienleben zu führen scheint.

Ich habe mich mit „Harlem Shuffle“ ein wenig schwerer getan als mit den zwei Vorgänger-Büchern des Autors. Das Buch hat ein wenig gebraucht, um diesen gewissen Sog zu entwickeln, der zum Beispiel „Underground Railroad“ mit sich brachte. Trotz allem muss man natürlich sagen: Colson Whitehead kann schreiben! Und auch wenn ich mit dem Milieu nicht ganz so viel anfangen konnte: New York des letzten Jahrhunderts zieht für mich immer.