Überleben im Harlem der 60er Jahre🌃🗽🌇

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frieda_marianne_therese Avatar

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Carney ist glücklich verheiratet, hat eine kleine Tochter und der erste Sohn ist auch schon unterwegs. Er führt einen Möbelladen, der zwar noch nicht richtig rund läuft und ihm mit Schulden drückt, aber er ist stolz auf das, was er bisher geleistet hat. Ab und zu verkauft er auch Ware, die ,,vom Laster gefallen" ist, aber als richtig kriminell würde er das nicht bezeichnen, denn das ist nichts im Vergleich zu dem, was sein Vater ,,Big Mike" getrieben hat, bevor er sich nach dem Tod von Carneys Mutter in seiner Kindheit aus dem Staub gemacht hat. Carney träumt von einer größeren Wohnung, dass er seine Familie mehr bieten kann und dass seine Schwiegereltern ihn endlich wirklich akzeptieren. Er arbeitet hart daran dieses Ziel ehrlich zu erreichen. Als allerdings sein Cousin Freddie ihn in den Raubüberfall auf das Hotel Theresa mit reinzieht, gerät er immer tiefer in die kriminellen Geschäfte der Stadt hinein. Er lernt zwei verschiedene Personen zu sein; der rechtschaffende, nette Möbelverkäufer tagsüber und der Mittelsmann für kriminelle Geschäfte nachts. Die Dinge laufen gut, bis Freddie eines Tages erneut vor der Tür steht. Verwickelt in einen Diamantenraub auf eine wohlhabende, stadtbekannte Familie bedroht die Situation bald Carneys Familie und ganze Existenz.📖


Das Buch ist Ganoven-, Familiengeschichte und Gesellschaftsbild in einem. Ab den ersten Seiten wird man regelrecht in das New York der 60er Jahre hineingesogen und möchte nicht mehr auftauchen.
Carney ist ein sympathischer Typ, der alles für seine Familie tut und versucht, obgleich er immerzu den Sticheleien seiner Schwiegereltern ausgesetzt ist, die sich für ihre Tochter eigentlich jemanden besseren ersehnt hatten als einen herkömmlichen Möbelverkäufer. Er lebt im Schatten seines Vaters, der im Viertel immer noch sehr bekannt ist. So wie er war, möchte er nicht sein, doch er merkt, dass es eben mit illegalen Nebentätigkeiten finanziell schneller voran geht. Und die Dinge würden auch glatt laufen, wäre da nicht sein Cousin, der ihn immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Ihm ist bewusst, er sollte sich von ihm lossagen, doch ihre gemeinsame Vergangenheit lässt ihn nicht und er fühlt sich verantwortlich.
Die Geschichte ist in drei Teile unterteilt, die jeweils in verschiedenen Jahren spielen. Sie ist nicht reißerisch geschrieben, bleibt aber spannend und geht in einem steten, ruhigen Tempo voran. Beschreibungen von Harlem und den Menschen führen einem das Viertel lebhaft vor Augen.
Auch die Unruhen damals und Ungerechtigkeiten gegenüber der Schwarzen Bevölkerung werden gut dargestellt. Es war eine Zeit voller Spannungen und diese geladene Atmosphäre spürt man im Buch.
Oft hatte ich das Gefühl, fast jeder hatte irgendwie Dreck am Stecken oder eine dunkle Seite, ob Cop, Immobilienmagnat oder einfacher Reinigungsbesitzer.
Manchmal verlor ich zugegeben bei all den Personen sogar kurz einmal den Überblick und wusste nicht mehr ganz genau wer wer war.
Dennoch bin ich ganz gerne in diese Geschichte abgetaucht und kann sie für Fans von New York und Ganovengeschichten sehr empfehlen.