Langatmiger Gangsterroman

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adel69 Avatar

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„Harlem Shuffle“ – so heißt ein bekannter Song der Rolling Stones, und so heißt auch der neueste Roman von Colson Whitehead.

Ich hatte große Erwartungen an dieses Buch, denn „Die Nickel-Boys“ von Whitehead hatte mir sehr gut gefallen.

Der Roman „Harlem Shuffle“ bietet mir eine Sicht in das Leben einiger Afro-Amerikaner, die Ende der 1950er- und in den 1960er-Jahren im New Yorker Stadtteil Harlem leben. Ray Carney ist der Hauptprotagonist. Er handelt mit Einrichtungsgegenständen, kauft aber auch andere Sachen – wie zum Beispiel Uhren und Schmuck – an, um sie weiterzuverkaufen.

Eigentlich möchte er ein ehrlicher Mensch sein, aber die Gegenstände, die ihm Cousin Freddie zum Verkauf anbietet, machen das unmöglich. Einiges davon stammt aus Diebstählen. Dennoch nimmt er solche Gegenstände an, denn er muss seine Familie ernähren.

Ray Carney möchte sich als Verkäufer weiterentwickeln, nach außen hin als integrer, ehrlicher Mensch gelten. Er hat Familie – Frau Elizabeth und Tochter May. Elizabeth ist wieder schwanger. Er liebt seine Familie – aber seine Schwiegereltern mögen ihn nicht. Ihnen wäre es am liebsten, wenn Elizabeth und die Kinder eine Weile bei ihnen wohnen würden.

Präsentiert werden mir viele Personen, die nur „angerissen“ werden, also nur kurz auftauchen. Beispielsweise Miss Laura, eine Nachbarin Carneys und seiner Familie. Oder auch Duke, ein Typ, der Carney in einen einflussreichen Club bringen soll und dafür Geld verlangt. Die Afro-Amerikaner in Harlem können sich meistens nicht leiden, sie reden und denken schlecht voneinander. Manchmal beschimpfen sie sich – und es kommt auch vor, dass sie aufeinander schießen.

Ich lese Momentaufnahmen eines New Yorker Stadtteils. Carney ist die Hauptperson, er ist sympathisch. Immer wieder kommt sein Cousin Freddie in der Handlung vor. Ihn mag ich nicht.

Die Vielzahl der Personen in dem Buch, von dem die meisten nur Randfiguren sind, führen dazu, dass mich ihr Schicksal oft nicht berührt.

Der Autor punktet mit einem sehr guten Schreibstil und er kann die Atmosphäre im Harlem der 1950er- und 1960er-Jahre sehr gut beschreiben. So gut, dass ich mir den Stadtteil Harlem sehr gut vorstellen kann – auch wenn ich nie dort war.
Allerdings ist die Handlung oft langatmig, es fehlt eine gewisse Spannung, die ein Buch interessant macht.

Ich vergebe drei Sterne für „Harlem Shuffle“ und bin bei einer Weiterempfehlung unentschlossen.