Ein stilles Buch für laute Gedanken

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nocheinestefanie Avatar

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„Hase und ich“ von Chloe Dalton

„Es gibt Begegnungen, die schleichen sich leise ins Leben – und bleiben für immer.“

Hier kommt mein unangefochtener Oster-Lese-Tipp für euch. Vielen Dank an KlettCotta für das wunderbare Leseexemplar.
Was macht eine Beziehung aus? Worte? Blicke? Nähe? In „Hase und ich“ erzählt Chloe Dalton von einer ungewöhnlichen Verbindung zwischen einem Menschen und einem Feldhasen. Einer Verbindung, die kaum unterschiedlicher sein könnte – und sich doch auf merkwürdige Weise ergänzt.

Die Ich-Erzählerin, distanziert, kontrolliert, trifft auf Hase, ein zutiefst verletzliches, hilfloses Wesen. Was als Akt des Mitleids beginnt – sie nimmt ihn auf, weil er erst wenige Tage alt und dem Tod geweiht ist – entwickelt sich zu einer intensiven, emotionalen Beziehung. Sie gibt ihm keinen Namen, will keine Beziehung aufbauen und als Leser stellt man sich so einige Fragen, die aber nie beantwortet werden. Vieles bleibt im Schwebezustand, unausgesprochen, angedeutet und gerade darin liegt die Kraft dieses Buches.

Es ist weniger eine Geschichte im klassischen Sinne, als vielmehr eine Zustandsbeschreibung zweier Seelen, die sich berühren, ohne sich je ganz zu begreifen. Und ich verspreche, man lernt eine Menge durch dieses warmherzige Buch und betrachtet die Natur anschließend noch einmal mit anderen Augen.

Daltons Sprache ist dabei bemerkenswert feinfühlig. Jeder ihrer Sätze wirkt wie ein mit Bedacht gelegter Kieselstein.
Was mich besonders berührt hat: Diese zarte Melancholie, dieses ständige Schwanken zwischen Fürsorge und Überforderung, Nähe und Flucht.

📖 Ein stilles Buch – für laute Gedanken. Für Hasenliebhaber und alle, die es werden wollen.