einfach bezaubernd, und lehrreich dazu

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hiclaire Avatar

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Hier fühlte ich mich spontan angezogen – von Cover, Titel und Kurzbeschreibung, obwohl ich sonst eher selten zu Sachbüchern und/oder Biografischem greife.

Für mich war es ein faszinierendes und beglückendes Erlebnis mit Chloe Dalton in den Hasenkosmos einzutauchen, mitzuerleben wie sie sich mehr und mehr einfühlt und versteht, und am Ende verändert, glücklicher und bereichert aus diesen Erfahrungen hervorgeht. Erfahrungen die keinesfalls immer leicht gewesen sind. Mir nötigte es Bewunderung ab, wie sie stets Freiheit und Unabhängigkeit des Hasen achtet und im Auge behält, auch wenn es manchmal Angst und Sorge bedeutet (ähnlich wie mit Kindern).
Besonders berührend fand ich den ersten Teil, als Hase noch so winzig und bedürftig ist. Die Autorin erzählt so ehrlich von den ersten vorsichtigen Annäherungen, ihren eigenen Unsicherheiten, Unzulänglichkeiten und Fehlern, dass man gar nicht anders kann, als sie ins Herz zu schließen, wo Hase natürlich schon längst einen Platz hat. Ich könnte nun jede Menge Sätze und Passagen zitieren, die mich bezaubert haben … aber lest am besten selbst.

Interessant auch ihr Streben, sich so viel Wissen über Feldhasen anzueignen wie möglich. Zu dem Thema liest die Autorin alles, was sie kriegen kann. Ich habe manches gelernt, was ich noch nicht über Hasen wusste, und auch manches, das ich gar nicht so genau wissen wollte. Chloe Dalton beschönigt nichts von den teils schockierenden Dingen, die sie in den Büchern findet, und es ist erstaunlich, wie viel abergläubisches Gedankengut und Mythen sich um den Hasen ranken, positiv wie negativ, manches sogar konträr (- Wie konnte dasselbe Lebewesen nur gleichzeitig heilig und heidnisch, keusch und promiskuitiv, Glück und Unglück bringend sein? Sinnbild der Selbstaufgabe und eine Hexe in Tierform? Die Verkörperung von Dummheit und geistiger Umnachtung einerseits und Weisheit auf der anderen?-).

Anfangs kreisen ihre Gedanken und ihr Tun nahezu ausschließlich um den kleinen Hasen und seine Bedürfnisse. Mit der Zeit und seiner zunehmenden Unabhängigkeit wird sie sensibler für Abläufe in der Natur insgesamt, und was die von Menschen vorgenommenen Eingriffe für Konsequenzen haben. Die Frau, die sich durch die Pandemie aus ihrem umtriebigen Leben gerissen und auf dem Land „festgenagelt“ fühlte, geht verändert aus dieser Zeit mit Hase hervor – mit einem anderen Blick für die Tier- und Pflanzenwelt und neuen Erkenntnissen für sich selbst und ihr Leben.

Hase und ich lesen zu dürfen, ist mir ein großes Vergnügen gewesen. Bezaubernd, faszinierend, fesselnd und lehrreich. Von einem Sachbuch hätte ich das so nicht erwartet.