Kontrafaktische Geschichte mit Spannung!

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In seinem kontrafaktischen Roman „Hashtag #DDR“ wirft der Journalist Holger Kreymeier die Frage auf, wie der Widerstand gegen das DDR‐Regime aussehen könnte, wenn die Wiedervereinigung nicht stattgefunden hätte. Dazu entwirft Kreymeier zwei Handlungsstränge, einen um den westdeutschen YouTuber Lonzo und einen um den ostdeutschen Widerstandskämpfer Perry, die er an den passenden Stellen geschickt miteinander verwebt.

Die Figuren sind etwas holzschnittartig, aber keineswegs stereotyp konstruiert. Das mag einerseits die Identifikation mit den Hauptfiguren erschweren. Andererseits erlaubt der Autor dem Leser damit einen unverstellten Blick auf seine politische Fiktion.

Die Handlung ist stringend und nachvollziehbar aufgebaut. Sie ist klar strukturiert, ohne dass sie dadurch langweilig würde. Lediglich an einem Wendepunkt der Geschichte begeht der ostdeutsche Protagonist, der die ganze Zeit über nüchtern und strukturiert vorgeht, aus Überforderung eine große Dummheit, die der Autor plausibel darzustellen versucht, was ihm aber nicht recht gelingen will. An dieser Stelle wirkt die ansonsten sehr flüssige Handlung etwas künstlich.

Betrachtet man die Welt, die der Autor skizziert, so offenbart sich sein umfangreiches Wissen über die deutsch‐deutsche Geschichte einerseits und die moderne Medienwelt andererseits, sodass sich insgesamt plastisches Bild ergibt.

Ich habe das Buch gerne gelesen und war auch von dem Ende einigermaßen überrascht. Auch würde ich das Buch jederzeit weiterempfehlen.