Ruhig, atmosphärisch und schon fast poetisch!

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Das Buchcover ist sehr stimmungsvoll und passt perfekt zum ruhigen, poetischen Stil des Romans.Die schlichte, zweifarbige Illustration mit Blautönen wirkt elegant und beruhigend, was gut zur Atmosphäre des Buches passt.Die traditionellen japanischen Schriftzeichen und das Gebäude im typischen Stil machen deutlich, dass die Geschichte in Japan spielt. Im Ganzem ist es sehr stilvoll und einladend.

Der Tonfall ist sanft und nachdenklich. Die Geschichte entfaltet sich langsam, fast meditativ, ohne große Dramatik, sondern mit einem Fokus auf den Alltag und die innere Gefühlswelt der Protagonistin.Gerüche, Geräusche und Stimmungen werden super beschrieben. Man kann die Feuchtigkeit der Luft, das Aroma des Kyobancha-Tees und die leichten Geräusche aus der Nachbarschaft förmlich spüren.Die Sprache ist oft metaphorisch und voller sanfter, poetischer Bilder – etwa wenn die Morgenstille mit einer „Geisterstadt“ verglichen wird oder das geschäftige Treiben der Umgebung als „sirren in der Luft“ beschrieben wird.Der Stil ist nicht überladen, sondern eher zurückhaltend. Es gibt keine überflüssigen Erklärungen oder ausufernden Beschreibungen – stattdessen wird mit wenigen, aber treffenden Worten eine dichte Atmosphäre erzeugt. Man bekommt außerdem sehr tolle Einblicke in die japanisch Kultur und dem dazu passenden Alltag von Hatoko.

Hatoko wirkt auf mich wie eine ruhige, besonnene und pflichtbewusste Frau, die sich ihrem Erbe und ihrer Rolle als öffentliche Schreiberin mit einer gewissen Zurückhaltung, aber auch Würde stellt. Sie hat etwas Melancholisches an sich, was vor allem durch ihre Einsamkeit und die strenge Erziehung durch ihre Großmutter zum Ausdruck kommt. Gleichzeitig scheint sie sich in ihrer Alltagsroutine und den kleinen Ritualen des Lebens – Tee trinken, den Boden wischen, den Müll trennen – eine Art inneren Frieden zu bewahren.Einerseits trägt sie die Last der Familientradition, andererseits scheint sie sich langsam ihren eigenen Platz in der Welt zu suchen.nsgesamt wirkt Hatoko auf mich wie eine nachdenkliche, introvertierte, aber dennoch warmherzige Frau, die trotz ihrer Zurückgezogenheit durch kleine Begegnungen – etwa mit Madame Barbara – einen Sinn für zwischenmenschliche Nähe bewahrt. Sie ist eine Figur, mit der man sich gut wiederfinden kann.:-)

Der Spannungsaufbau ist eher ruhig und atmosphärisch, aber das passt gut zum Stil des Buches. Es ist eine Art „leise Spannung“, die nicht durch große Ereignisse, sondern durch die Entwicklung von Hatokos Leben und ihre Beziehungen entsteht. Es hätte es noch um einiges spannender gemacht, wenn man mehr Einblicke in Hatokos inneren Gefühlen bekommen hätte, und es vielleicht auch noch Konflikte gegeben hätte.

Ich liebe Geschichten, die durch leise Details und Stimmungen eine starke Welt aufbauen. Kamakura als Schauplatz, die morgendlichen Routinen und die poetischen Beschreibungen schaffen eine wunderbar beruhigende Leseerfahrung. Zudem ist Hatoko auch eine vielschichtige Protagonistin und ich bin echt gespannt wie es weitergeht.Ich würde sehr gerne weiterlesen, da ich neugierig bin, wie sich Hatokos Leben weiter entfaltet – nicht, weil ich auf eine spektakuläre Wendung hoffe, sondern weil mich ihr Alltag, ihre Gedanken und die Menschen um sie herum faszinieren.