Wunderschöne Geschichte über die Kunst des Schreibens und der Erinnerung

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marielleeee Avatar

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Schon das Cover dieses Romans hat mich direkt angesprochen – das helle Blau und die liebevolle Zeichnung des Schreibwarenladens strahlen eine ruhige, fast nostalgische Atmosphäre aus. Der Titel weckte sofort mein Interesse, da ich selbst eine Leidenschaft für Schreibwaren und Kalligrafie habe. Ich hatte gehofft, nicht nur eine schöne Geschichte zu lesen, sondern auch etwas Neues über die Kunst des Schreibens zu lernen – und genau das bietet das Buch.

Besonders gelungen finde ich die Gestaltung: Die detailliert illustrierte Karte zu Beginn gibt einen wunderbaren Überblick über Kamakura, den Schauplatz der Geschichte. Auch die Kapiteleinteilung mit den deutschen Titeln und den passenden Schriftzeichen ist sehr ansprechend und unterstreicht die kulturelle Tiefe des Romans.

Die Beziehungen, die Hatoko zu den Menschen um sie herum pflegt, haben mich besonders interessiert – vor allem die Verbindung zu ihrer Großmutter und zu der Ehefrau des Fischhändlers Uofuku. Durch ihre Begegnungen erfährt man viel über die japanische Kultur, kleine Rituale und die Bedeutung von Schriftzeichen. Das macht die Geschichte nicht nur schön zu lesen, sondern auch lehrreich.

Hatoko hat schon früh mit der Kalligrafie begonnen, und ihre Liebe zu den dazugehörigen Utensilien – Tuschsteine, Pinsel, Papier – ist absolut inspirierend. Besonders gefallen haben mir die Metaphern, mit denen die Striche beschrieben werden: „dick wie eine Schlange“ oder „fett wie ein vollgefüttertes Krokodil“ – diese Bilder sind einprägsam und machen das Schriftzeichnen lebendig. Auch die Assoziationen mit dem Silbenalphabet zeigen Hatokos Kreativität. Gleichzeitig verdeutlicht die Geschichte, wie viel Zeit, Geduld und Übung es braucht, um die Kunst der Kalligrafie zu meistern.

Hatoko selbst ist eine eher zurückhaltende, stille Protagonistin, die ihre Erfüllung in der Kalligrafie findet. Ich finde es großartig, dass Begriffe wie „Kanji“ nicht nur erläutert, sondern auch mit dem passenden Zeichen dargestellt werden – das macht das Buch noch greifbarer.

Mich beschäftigt, wie es mit dem Schreibwarenladen Tsubaki weitergeht und welche Geheimnisse sich noch um seine Vergangenheit ranken. Auch die Geschichte mit dem Affen und Madame Calpis würde mich interessieren – wird sie weitergeführt? Und wie wird sich Hatoko als Person noch entwickeln?

Insgesamt ist das Buch für mich eine wunderschöne, inspirierende Lektüre, die die Liebe zum Schreiben, zur Kultur und zu zwischenmenschlichen Beziehungen vereint.